Gütersloh (seh). Das Team eilt zum vereinbarten Treffpunkt. Jedes Mitglied hat einen Anruf erhalten und macht sich aus einer anderen Richtung auf den Weg. Die Zeit drängt, niemand darf auch nur eine Sekunde vergeuden. Das ist allen klar. Im Schockraum des Sankt-Elisabeth-Hospitals wird gleich ein Motorradfahrer nach einem schweren Verkehrsunfall erwartet. Das Ärzte-Team des regionalen Traumazentrums ist bereit und bringt alle Energie und Erfahrung ein, um das Leben des jungen Mannes zu retten. Die Ärzte um Zentrumsleiter Chefarzt Dr. Dieter Mann setzen auf ihre intensiv erarbeitete Routine und moderne Technik. »Wir sind eingespielt und geübt, dadurch beherrschen wir alle notwendigen Maßnahmen sehr sicher«, betont der Unfallchirurg. Im hauseigenen Simulationsraum trainieren die Ärzte und Pflegekräfte des interdisziplinären Spezialistenteams aus den Bereichen Chirurgie, Radiologie, Anästhesie regelmäßig den Notfall. Besonders bei Verletzungen der Wirbelsäule oder des Bauchraumes, aber auch im Fall von amputierten Gliedmaßen ist das Hospital aufgrund der hier angesiedelten Fachabteilungen besonders gut aufgestellt. Dennoch bleibt jeder Patient mit einem Polytrauma eine Herausforderung, weil Unfälle plötzlich und unvorhersehbar geschehen. Etwa 120 Schwerstverletzte werden jedes Jahr im Schockraum des Sankt-Elisabeth-Hospitals versorgt, dabei gehören Verkehrsunfälle mit Motorrad oder Fahrrad und schwere Arbeitsunfälle zu den häufigsten Verletzungsursachen. Dann geht es um Leben und Tod und darum, Folgeschäden so gering wie möglich zu halten. Der Faktor Zeit spielt hierbei eine große Rolle – beim Transport und vor allem in der Klinik. 45 Quadratmeter misst der neue Schockraum des Hospitals, der dieses Jahr in Betrieb genommen wurde. Die Einrichtung ist auf das Wesentliche reduziert: eine Liege in der Raummitte, darüber ein Röntgengerät, rundherum befinden sich sorgfältig beschriftete Schrankwände mit Behandlungsmaterialien, Instrumenten und vielem mehr. Bei der einjährigen Planungsphase wurde nichts dem Zufall überlassen. »Jedes Möbelstück und der Standort jedes Geräts wurde vom interdisziplinären Ärzte- und Pflegeteam des Traumazentrums zentimetergenau festgelegt«, berichtet Markus Buschgerd, Mitarbeiter der internen Medizintechnik. Das Ergebnis stellt alle Fachdisziplinen zufrieden. Schnellstmögliche Wege und eine einfache Orientierung bedeuten kostbare Minuten für die Behandlung. Deshalb befindet sich direkt neben dem Schockraum nur durch eine Schiebetür getrennt der neue Computertomograph (CT) für die weiterführende Diagnostik. Der Patient muss nicht umgebettet oder transportiert werden, was für den Schwerverletzten eine zusätzlich Strapaze bedeutet. Lediglich bei der Ankunft im Schockraum wird er auf eine Spezialmatte gelagert. Wenn die Zeit drängt, operiert das Traumateam direkt im Schockraum. »Diese Konstellation bedeutet eine Medizin der kurzen Wege und wurde von den Auditoren des Traumazentrums als vorbildlich bezeichnet«, zeigt sich Geschäftsführer Dr. Stephan Pantenburg erfreut über die bauliche Neuerung und die kürzlich erfolgreiche Rezertifizierung des Zentrums durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Die Zertifizierung erfolgte in einer ganztägigen Begehung des Zentrums mit Begutachtung der Infrastruktur, der Versorgungsabläufe und der Dokumentationsqualität. Als Regionales Traumazentrum ist das Sankt Elisabeth Hospital eingebettet in das Traumanetzwerk OWL: Hier ist die Zusammenarbeit mit Überregionalen Zentren über Teleradiologie mit Befundübermittlung und –konsultation innerhalb kürzester Zeit möglich. »Im Traumanetzwerk schließen sich alle Spezialteams der zertifizierten Krankenhäuser zusammen, das bedeutet eine große Sicherheit für jeden schwerverletzten Patienten«, sagt Dr. Dieter Mann, Zentrumsleiter am Sankt-Elisabeth-Hospital.