Die 3 Siebe des Sokrates, das Ego und die Emotionale Pest
Gütersloh, 17. Dezember 2024
Die 3 Siebe des #Sokrates sollen Gerüchten Einhalt gebieten. »Ist es wahr? Ist es gut? Ist es hilfreich?« … diese Fragen stellte Sokrates der Legende nach jemandem, der ihm ein Gerücht über einen Freund weitersagen wollte. »Ist es wahr, was Du mir erzählen willst? Kannst Du sicher sein, dass es wahr ist?« … »Nein, ich habe es nur gehört« … »Und ist es etwas Gutes?« … »Nein, es ist etwas Schlechtes« … »Ist es denn wenigstens hilfreich für mich?« … »Nein« … »Wieso willst Du mir also etwas über meinen Freund erzählen, das nicht wahr ist, das schlecht ist, und das für mich nicht hilfreich ist?«
Wir erzählen es natürlich trotzdem und erst Recht. Vor allem dann, wenn es etwas Negatives ist. Letztlich ist das Wichtigtuerei, Selbsterhöhung und Überhöhung. Der Psychologe Wilhelm Reich meinte, die Menschen seien von der »Emotionalen Pest« befallen, was sie »böse« mache. Sigmund Freud meinte gar, festgestellt zu haben, dass seine lieben Mitmenschen #Gesindel seien. Vor allem (aber nicht nur) die Geschehnisse während des sogenannten »Dritten Reichs« haben gezeigt, dass völlig normale Menschen zu Bestien werden können.
Unser Bewusstsein, also unser »Ego«, ist ein Theaterstück, das uns unser Gehirn vorspielt, in dem wir der Hauptdarsteller sind. Alles dreht sich nur um uns. Alle anderen sind bestenfalls Nebendarsteller, schlechterdings Zuschauer oder überhaupt nicht involviert und deshalb absolut irrelevant. Würden wir andere loben, dann liefen wir Gefahr, dass sie womöglich auch zu Hauptdarstellern werden. Daran hat niemand Interesse. Niemand will seinen Job und seinen Status verlieren. Das ist freilich nur ein Teil der Dynamik. Andere im Dialog zu loben beinhaltet diese vermeintliche Gefahr. Andere Dritten gegenüber zu loben wirkt positiv, gütig, abgeklärt, und verstärkt somit den eigenen Status als Hauptdarsteller des eigenen »Egos« aber auch den Status im »#Ego« der Dritten. Um den #Kontrast zu erhöhen und aus dem obengenannten Grund, wird das #Opfer unter vier Augen (oder in vertrauter Umgebung) oder auch verdeckt und hintenrum heruntergemacht und herabgewürdigt (#Mobbing, #Verleumdungen, Üble Nachrede et cetera). Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe – das Besagte und man provoziert das Opfer zu irgendeiner (!) Reaktion, die üblicherweise für das Opfer nach hinten losgeht und den Effekt in jeder Beziehung nur noch verstärkt. Ein Teufelskreis.
Die üblichen drei Reaktionsmuster auf Bedrohungen sind bekanntlich »Fight, Flight oder Freeze« – man kämpft, flieht oder erstarrt. Hilfreich ist ein viertes Muster: »Talk«. Miteinander sprechen, für einen Interessensausgleich sorgen (»suum cuique«) und Augenhöhe herzustellen. Das ist schwierig und gelingt nur wenigen. Die meisten wollen und können es nicht. Eigentlich ist es aber das, was alle wollen: Gerechtigkeit. Was aber ist Gerechtigkeit? Gerechtigkeit bedeutet, dass niemand aufgrund von Umständen, die er nicht zu vertreten hat, bevorzugt oder benachteiligt wird. Ungerechtigkeit ist demnach das Gegenteil davon.