Save the Children Deutschland: Krieg im Gazastreifen – Hunderte Babys starben im ersten Lebensjahr – Mangelernährung bedroht vor allem Kleinkinder

Berlin, Gaza, 10. Oktober 2024

Zu den Leidtragenden des seit mehr als einem Jahr andauernden Krieges im Nahen Osten gehören vor allem #Kinder. Tausende haben ihr Leben verloren. Im #Gazastreifen waren Schätzungen zufolge mindestens 3.100 getötete Kinder jünger als 5 Jahre, darunter über 700 Babys nicht älter als 12 Monate. Viele Kinder sind akut mangelernährt. Ihr Leben hängt von rascher medizinischer Hilfe und Nahrungsmittellieferungen ab, warnt Save the Children.

Mitarbeitende der Kinderrechtsorganisation untersuchten kürzlich knapp 3.000 Kinder unter 5 Jahren: 20 Prozent litten an mäßiger akuter, knapp 4 Prozent an schwerer akuter Mangelernährung. Helfer berichten, dass Kinder im #Müll und unter Trümmern nach #Essen suchen. Vor allem Kinder unter 5 Jahren sowie schwangere und stillende Frauen sind durch Mangelernährung gefährdet, da ihre Körper mehr Nährstoffe brauchen. Ein akut mangelernährtes Kind ist einem elfmal höheren Risiko ausgesetzt, an #Krankheiten wie etwa einer Lungenentzündung zu sterben. Weltweit gehen fast die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren auf Mangelernährung zurück.

»Die massiven Kriegsschäden haben die Lebensgrundlage der Menschen im Gazastreifen zunichte gemacht. Kinder werden jeglicher Hoffnung beraubt: körperliche und seelische Verletzungen, Hunger, der Verlust des Zuhauses, dazu kommt eine Gesundheitskrise und Bildungskrise«, sagt Jeremy Stoner, Regionaldirektor von Save the Children für den Nahen Osten, Nordafrika und Osteuropa. »Es muss einen sofortigen und endgültigen #Waffenstillstand geben. Die Rechte von Kindern und das #Völkerrecht müssen respektiert und die Verantwortlichen für Rechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden. Mit jedem Kriegstag wird es schwieriger, Kindern zu helfen, die Scherben ihres Lebens wieder zusammenzusetzen. Für Tausende ist es bereits zu spät.«

Somayya (Name zum Schutz geändert), Mutter von 7 Kindern, und ihre Familie mussten 2023 aus dem nördlichen Gazastreifen fliehen; sie leben nun in einer Notunterkunft in Deir al Balah. Ihr jüngstes Kind Ali (Name zum Schutz geändert) ist so stark mangelernährt, dass er an Osteomalazie einer Erweichung der Knochen leidet und in einer Klinik von Save the Children behandelt werden muss. »Mein Sohn ist anderthalb Jahre alt. Seine Geschwister konnten in seinem Alter schon laufen. Ali kann weder laufen noch sich an einem Stuhl festhalten, er kann nicht einmal krabbeln«, berichtet die 37 Jährige.

Nur 17 von 36 #Krankenhäusern im Gazastreifen sind teilweise funktionsfähig. Save the Children warnt, dass diese Gesundheitskrise eine ganze Generation von Kindern mit körperlichen und seelischen Verletzungen zur Folge haben könnte. Die #Weltgesundheitsorganisation (#WHO) schätzte kürzlich, dass rund 25 Prozent aller Verletzten im Gazastreifen 22.500 Menschen vermutlich akuten und anhaltenden Rehabilitationsbedarf haben werden, darunter Patienten mit Verletzungen der Extremitäten, #Amputationen, #Kopfverletzungen und #Rückenmarksverletzungen sowie #Verbrennungen.

Save the Children leistet seit 1953 Hilfe für palästinensische Kinder und ist derzeit rund um die Uhr im Einsatz, um Familien im Gazastreifen zu unterstützen. Die Kinderrechtsorganisation arbeitet unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Schutz. Hierzu gehören die Bereitstellung von Nahrung, sauberem Wasser und Hygieneartikeln, die Betreuung von Schwangeren und Müttern sowie die Behandlung von Neugeborenen und mangelernährten Kindern. Darüber hinaus leistet Save the Children psychologische und psychosoziale Unterstützung für Kinder und Betreuungspersonen.

Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat eine Liste mit Namen, Alter, Geschlecht und Ausweisnummern von 34.344 Menschen veröffentlicht, die bei Angriffen des israelischen Militärs starben. Weitere 7.613 Verstorbene konnten noch nicht identifiziert werden. Etwa 30 Prozent der 11.300 identifizierten Kinder, die zwischen Oktober 2023 und 31. August 2024 durch Angriffe starben, waren demnach jünger als 5 Jahre, darunter 710 Babys unter 12 Monaten. Von diesen Babys wurden 20 Prozent während des Krieges geboren und getötet. Weitere 2.800 Kinder konnten noch nicht identifiziert werden.

Experten zufolge sind diese Zahlen wahrscheinlich deutlich zu niedrig. Die Leichen von geschätzt 10.000 Menschen liegen noch unter den Trümmern eingestürzter Gebäude. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl indirekter Todesfälle durch Krankheiten, Mangelernährung und den Zusammenbruch des Gesundheitssystems.

Die Conflict Index Results der Initiative #ACLED (Armed Conflict Location and Event Data, Stand Juli 2024) bewerten insbesondere den Gazastreifen als den derzeit gefährlichsten und gewalttätigsten Ort der Welt. 87 Prozent der palästinensischen Bevölkerung sind ACLED zufolge Konflikten ausgesetzt. Zuvor hatte Myanmar den Index angeführt.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige #Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können seit über 100 Jahren.

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