Staatliche Museen zu Berlin: »Elephantine. Insel der Jahrtausende«, 26. April bis 27. Oktober 2024
Berlin, 23. Februar 2024
#Elephantine ist eine Nil Insel im Süden Ägyptens. In diesem Handelszentrum und Grenzzentrum lebte eine einmalig diverse Bevölkerung. Verschiedenste Sprachen, Kulturen und Religionen trafen hier aufeinander. Es ist der einzige Ort weltweit, an dem Kulturgeschichte durch schriftliche Quellen über einen Zeitraum von 4.000 Jahren »nachgelesen« werden kann. Tausende Texte sind auf Papyrus oder Tonscherben in zehn verschiedenen Sprachen und Schriften verfasst, darunter Hieroglyphen, Aramäisch, Koptisch oder Arabisch. Sie werden heute in 60 Sammlungen in 24 Ländern aufbewahrt und wurden in Berlin in einem großen europäischen Forschungsprojekt entziffert, übersetzt und digital erschlossen. In dieser weltweit ersten umfangreichen Ausstellung werden herausragende Berliner Objekte mit ausgewählten internationalen Spitzenstücken gezeigt. Die vielfältigen Inhalte der Texte werden durch archäologische Funde kontextualisiert und zeitgenössisch interpretiert.
Berlin beherbergt eine der weltweit größten Sammlungen zu Elephantine neben dem Musée du #Louvre und dem Brooklyn Museum, beide Kooperationspartner der Ausstellung. Die Texte berichten von Pluralität, Familie, Religion, Handel, Recht oder Medizin. Was können wir heute von Elephantine lernen? Im Dialog mit Wissenschaftler*innen der Arab German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) wurden für die Ausstellung aktuelle Perspektiven reflektiert. Zugleich wird damit das 10 jährige Bestehen von AGYA und eine Dekade erfolgreicher deutsch arabischer Forschungskooperation und Wissenschaftsdiplomatie gefeiert. Wissenschaftler*innen aus 22 arabischen Staaten und Deutschland widmen sich in interdisziplinärer Forschung gemeinsamen Lösungsansätzen globaler gesellschaftlicher Herausforderungen.
Die gesamte Ausstellung ist dreisprachig angelegt – Arabisch, Englisch, Deutsch – und entstand in Zusammenarbeit mit dem Ägyptischen Ministerium für Tourismus und Antiken. Der erste Teil der Ausstellung widmet sich in der James Simon Galerie der Thematik »Zeit« auf Elephantine. Mit einem großen Zeitstrahl wird die besondere Dimension von 4.000 Jahren Kulturgeschichte verdeutlicht und Elephantine in sieben begehbaren Themeninseln erlebbar gemacht. Vom dritten vorchristlichen Jahrtausend bis in die Zeit nach der arabischen Eroberung zeugen die Quellen von der Diversität des gesellschaftlichen Zusammenlebens, den Religionsvorstellungen oder wissenschaftlichen Errungenschaften wie zum Beispiel im Bereich der Medizin. Briefe, Verträge, Geburtsurkunden, Testamente, Steuerquittungen oder medizinische Rezepte geben hier einmalige Einblicke.
In Mitmachstationen werden Besucher zu den heute noch hochrelevanten Themen befragt, denn Elephantine ist ein einzigartiges Modell von Diversität aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft. Dem Prinzip Sehen – Hören – Tasten – Riechen folgend, wird die Materialität der Textträger haptisch durch Taststationen erfahrbar gemacht, ein Gewürzmarkt regt die Sinne an und zeitgenössische Künstler interpretieren die Themen der Texte auf ihre eigene Weise: Eine europäische Geruchskünstlerin und ägyptische DJs lassen Elephantine durch ihre Kompositionen erfahrbar werden.
Im 2. Teil der Ausstellung im Neuen Museum geht es um den »Raum« Elephantine. Mit einem großen Modell wird die Dimension der Insel in ihrer Region inszeniert. Wissenschaft zum Anfassen wird in einem dahinterliegenden Papyrus Dickicht präsentiert: Nach siebenjähriger Forschung, finanziert durch den Europäischen Wissenschaftsrat (ERC Grant) unter dem Titel »Localizing 4,000 Years of Cultural History. Texts and Scripts from Elephantine Island in Egypt«, konnten erstmals mehr als 10.000 Papyri und Ostraka der Insel durch ein internationales Forschungsteam digital erschlossen werden. Dieses Projekt wird den Besucher interaktiv nahegebracht, etwa durch ein übergreifendes Papyrus Puzzle. Ebenso wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Mathematiker und Physiker erfahrbar gemacht, die es ermöglichte, geschlossene Papyri und Papyruspäckchen zum ersten Mal in der Geschichte der Papyrusforschung »virtuell« zu entblättern und lesbar zu machen.
»Elephantine. Insel der Jahrtausende« wird kuratiert von Verena Lepper, Projektleiterin Elephantine und Kuratorin der Ägyptischen und Orientalischen Papyrussammlung des Ägyptischen Museums, mit Anke Weber, Projektkuratorin, und Rebekka Pabst, Projektkoordinatorin, in Zusammenarbeit mit Eid Mertah vom Ägyptischen Ministerium für Tourismus und Antiken.
Zur Ausstellung findet ein umfangreiches Bildungs und Vermittlungsprogramm statt. Es erscheint eine Begleitpublikation in deutscher, englischer und arabischer Sprache im Kulturverlag Kadmos.
Foto: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen
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