BDSI, #Zucker: geringer Produktionsanstieg trotz Rekordpreisen
- EU Zuckermarkt mehr als reformbedürftig, um mittelständische Verarbeitungsbetriebe wettbewerbsfähig zu halten
Bonn, 30. August 2023
Für das im September beginnende neue #Zuckerwirtschaftsjahr erwarten die Hersteller von Süßwaren keine wirkliche Entlastung bei den Zuckerpreisen. Zwar rechnet die Europäische Kommission mit einer leichten Steigerung der Produktionsmenge von 6 Prozent auf 15,5 Millionen Tonnen. Doch reicht dies noch lange nicht aus, um den europäischen Bedarf der #Verbraucher und der #Lebensmittelwirtschaft in Höhe von 17,5 Millionen Tonnen ausreichend zu decken. Dies setzt insbesondere die kleineren und mittleren Betriebe unter Druck. Rund die Hälfte der über 220 Unternehmen in Deutschland haben unter 100 Beschäftigte. Der extreme Kostendruck seit 2020 setzt sich somit unvermindert fort. Gleichzeitig wird die exportorientierte Branche im internationalen Wettbewerb deutlich geschwächt. Zucker ist der letzte, durch die Marktordnung mit ihren hohen Außenzöllen geschützte Agrarsektor der EU.
Wachsende Kostenbelastung durch stark gestiegene Zuckerpreise
In der derzeitigen schwierigen Wirtschaftslage bilden die explodierenden Rohstoffkosten das größte Problem, die zu den ohnehin hohen Energiekosten in Deutschland hinzukommen. So stieg der europäische Zuckerpreis im vergangenen Jahr dramatisch an und befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch. Im Juni 2023 lag er um über 80 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Dies geht aus den Zahlen der EU Kommission zu den europäischen Industrieabgabepreisen von Zucker hervor.
Schutzzölle am EU Zuckermarkt treffen letztendlich die Verbraucher
Dabei sind die Inflationsentwicklungen in bestimmten Bereichen »hausgemacht«. Seit Jahren bemängelt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) gemeinsam mit anderen zuckerverarbeitenden Branchen die politische Ausgestaltung des europäischen Zuckermarktes. Noch immer ist der Zuckermarkt mit hohen Schutzzöllen vom Weltmarkt weitestgehend abgeschirmt. Die wenigen Einfuhrkontingente, die die EU anderen Produzenten ermöglicht, sind zu unflexibel und stehen zudem lediglich den europäischen Anbietern von Zucker selbst zur Verfügung. Denn der importierte unfertige #Rohzucker muss erst von der europäischen #Zuckerindustrie noch zu #Weißzucker raffiniert werden. Diese sogenannte »Beiraffination« erfolgt jedoch nicht zur Entlastung des Marktes, sondern vor allem zur Verlängerung der #Zuckerkampagne.
Kurzfristige Marktöffnungen könnten entlasten, ändern aber nichts am Reformbedarf
Der BDSI fordert daher mehr Marktorientierung, die Berücksichtigung des klimatischen Wandels im europäischen Zuckerrübenanbau und ein Aussetzen der hohen Schutzzölle, so dass auch Zucker aus anderen Regionen der Welt importiert werden kann. Ein Gegensteuern der Politik wäre notwendig, um die Knappheit am Markt sowie die #Preisinflation beim Zucker einzudämmen. »In dieser äußerst angespannten Situation für die Süßwarenindustrie in Deutschland und der Europäischen Union muss die EU Kommission endlich handeln und kurzfristig den europäischen Markt für Weißzuckerimporte öffnen«, sagt Bastian Fassin, Vorsitzender des BDSI. »Trotz der hohen Zuckerpreise ist die Zuckerproduktion der EU immer noch viel zu niedrig und die Versorgungslage gefährdet. Das zeigt eindeutig, dass es ohne weitere Einfuhrkontingente oder das Aussetzen des protektionistischen EU Schutzzolls nicht geht.« Neben diesen kurzfristigen #Maßnahmen ist jedoch eine langfristig angelegte Neuausrichtung des EU Zuckermarktes aus Sicht des BDSI zwingend notwendig.
Der Branchenverband
Der BDSI vertritt die wirtschaftlichen Interessen von über 200 meist mittelständischen deutschen Süßwarenunternehmen. Er ist sowohl Wirtschafts als auch Arbeitgeberverband. Die deutsche Süßwarenindustrie ist mit einem Anteil von etwa 10 Prozent am Umsatz die viertgrößte Branche der deutschen Ernährungsindustrie. Ihr besonderes Kennzeichen ist ihre starke Exportorientierung. Die deutschen Süßwarenhersteller beschäftigen rund 60.000 Mitarbeiter. Im #BDSI sind sowohl die großen, international tätigen Unternehmen der Süßwarenindustrie organisiert, aber gleichzeitig vor allem auch sehr viele kleine und mittelständische Unternehmen. Die Betriebsgrößenstruktur der Branche setzt sich wie folgt zusammen: 51 Prozent Kleinbetriebe (bis 100 Mitarbeiter), 42 Prozent mittlere Betriebe (bis 500 Mitarbeiter) und 7 Prozent Großbetriebe (über 500 Mitarbeiter). Weitere Informationen unter bdsi.de und im BDSI #Journal unter journal.bdsi.de.