Mehr als 19.000 ukrainische Kinder nach Russland deportiert, SOS Kinderdörfer organisieren Rückführung in die Ukraine
Kiew, 10. August 2023
Bereits mehr als 19.000 ukrainische #Kinder sind während der russischen Invasion von ihren Eltern getrennt und nach Russland deportiert worden. Das geben die #SOS #Kinderdörfer bekannt. »Das ist ein Kriegsverbrechen und nach internationalem Recht Teil eines Genozids«, sagt Serhii Lukashov, Leiter der Hilfsorganisation in der #Ukraine. Es müsse alles getan werden, um die Kinder zurückzuholen. Die SOS Kinderdörfer sind einer von nur drei Akteuren, die hier aktiv sind. »Das ist eine große und sehr komplexe Aufgabe«, sagt Lukashov. Insgesamt seien bislang 385 deportierte Kinder in die Ukraine zurückgeführt worden, davon 84 durch die SOS Kinderdörfer und ihre Partnerorganisationen.
Im Laufe des Krieges seien #Kinder auf unterschiedlichen Wegen von ihren Eltern getrennt worden. Lukashov sagt: »Zu Beginn sind viele durch die schnell vorrückende Frontlinie abgeschnitten worden und fanden sich plötzlich allein in besetzen Gebieten wieder. Die Kinder wurden von den Besatzern oft in andere Regionen und nach Russland gebracht. Später sind die Besatzer offensiver vorgegangen und haben insbesondere bedürftigen Familien vorgeschlagen, dass sie die Kinder für ein paar Wochen zur Erholung in ein Feriencamp mitnehmen. Die Kinder kamen nie zurück. Oder Eltern wurden bei dem Versuch, die besetzten Gebiete zu verlassen, an der Grenze verhaftet und die Kinder wurden einbehalten.«
»Wir planen mit den Eltern die Routen und sagen ihnen, welche Formulierungen sie in Gesprächen mit Behörden verwenden sollen.«
In #Russland würden die Kinder in #Heimen, #Krankenhäusern oder #Pflegefamilien untergebracht, viele würden bereits nach kurzer Zeit einen russischen Pass bekommen. »Die Kinder berichten uns von Umerziehung und Brainwashing: Es würde ihnen erzählt, dass ihre Eltern und die Ukraine sie verstoßen hätten und man sie, falls sie zurückkehrten, strafrechtlich verfolgen würde. Manche Kinder werden mit großen Versprechen geködert, andere unter Druck gesetzt.«
Oft seien es die Kinder selbst, vor allem Jugendliche, die zum Beispiel über die sozialen Medien Unterstützung suchen, in anderen Fällen sind es die Eltern oder Familien, manchmal melden sich auch Bewohner aus den besetzten Gebieten bei den SOS Kinderdörfern und geben Hinweise. »Nur die Eltern selbst haben die Möglichkeit, die Kinder zurückzubekommen. Wir planen mit ihnen die Route, helfen finanziell und sagen ihnen genau, welche Formulierungen und Argumente sie bei den Behörden und an den Grenzposten verwenden sollen.«
Sozialarbeiter und Psychologen unterstützen die Kinder und Familien nach ihrer Rückkehr
Auch, wenn es gelinge, die Kinder nachhause zu holen, seien die Probleme oft nicht vorbei. »Manche von ihnen wurden neun Monate in russischen Schulen unterrichtet und waren der Propaganda ausgesetzt, das hinterlässt Spuren. Sie sind durcheinander, oft verhaltensauffällig«, sagt Lukashov. Eltern seien überfordert, das Umfeld reagiere vielfach mit Unverständnis oder Diskriminierung. Die SOS Kinderdörfer schulen deshalb Sozialarbeiter und Psychologen, damit sie die Rückkehrer und ihre Familien gezielt unterstützen.
Lukashov ist sich sicher, dass das Schicksal der Kinder die nächste Generation beschäftigen wird. Er sagt: »Wenn der Krieg vorbei ist, werden wir uns auf die Suche nach ihnen begeben. Ob sie dann noch zurückwollen, ist ihre Entscheidung. Aber sie haben ein Recht darauf!«
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