Tierversuche: EU Kommission bejaht Ausstiegsplan aus Experimenten und Chemikalientests, Kosmetiktests laufen zunächst weiter
Brüssel, Stuttgart, 26. Juli 2023
Die Europäische Kommission hat einen Plan zur schrittweisen Abschaffung von #Tierversuchen für Chemikalien in ganz Europa angestoßen. Das EU weite Verbot von Tierversuchen für Kosmetika wird sie jedoch nicht schützen. So lautet es in der offiziellen Antwort der Kommission auf die Europäische Bürgerinitiative (EBI) »Save Cruelty Free Cosmetics – Für ein Europa ohne Tierversuche«. 1,2 Millionen europäische Bürger hatten die Initiative mit ihrer Unterschrift unterstützt. Die Kampagnenbeteiligten begrüßen es, dass #Tierversuche für #Chemikalien endlich abgeschafft werden sollen. Auch das längerfristige Vorhaben, die Verwendung von Tieren in Forschung und Lehre zu verringern und schrittweise zu beenden, bewerten sie positiv. Es empört die EBI Initiatoren jedoch, dass die Kommission die Forderungen der EU Bürger nach konsequenter Durchsetzung des Verbots von Tierversuchen für #Kosmetika ignoriert. Dieses Verbot wurde bereits vor mehr als 10 Jahren vom Gesetzgeber erlassen.
»Die Menschen in #Europa haben deutlich gemacht, dass Tierversuche keinen Platz in unserer modernen Gesellschaft haben«, sagt Sabrina Engel, Vorsitzende des EBI Organisationskomitees. »Wir begrüßen die positiven Maßnahmen, um die Verwendung von Tieren in Experimenten und Chemikalientests zu ersetzen. Aber wir verurteilen, dass die Kommission es versäumt, das Leiden von Tausenden von Tieren in Kosmetiktests zu beenden. Die Kommission muss nun sinnvolle Änderungen an den bestehenden Rechtsvorschriften und Gesetzen vorschlagen, damit Mitgliedstaaten, Behörden und Bewertungsstellen den Missbrauch von Tieren in Laboren für jegliche Zwecke schrittweise einstellen können. Deshalb rufen wir alle Beteiligten auf, die Ziele der Europäischen Bürgerinitiative zu verfolgen.«
Hintergrundinformationen
Trotz des EU Verbots von Tierversuchen für kosmetische #Inhaltsstoffe von 2009 werden #Chemikalien, mit denen Industriearbeiter umgehen oder die in die Umwelt gelangen können, weiterhin nach der europäischen Chemikalienverordnung REACH (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) an Tieren getestet. Entwürfe zur Aktualisierung der REACH Verordnung weisen darauf hin, dass die Zahl der Tierversuche für Chemikalien in den kommenden Jahren stark ansteigen wird. Anstatt darauf zu warten, dass die EU Gerichte dieses Problem in einem laufenden Verfahren lösen werden, müssen die Forderungen der Bürger sofort aufgegriffen werden, um weiteres Tierleid zu verhindern.
In der EU und in Norwegen litten im Jahr 2020 schockierende 7,9 Millionen Tiere in Laboren – darunter Kaninchen, Mäuse, Katzen und Hunde. Ihnen werden verschiedene Substanzen gewaltsam die Kehlen hinuntergezwungen, sie werden mit Krankheiten infiziert, genetisch manipuliert, ihre Gehirne durch Operationen geschädigt und sie werden starken Schmerzen ausgesetzt. Zudem werden sie für Zuchtprogramme missbraucht, die dem Zweck dienen, diesen Kreislauf des Leids aufrechtzuerhalten. Obwohl die #Kommission #Maßnahmen prüft, um die Entwicklung und Nutzung tierversuchsfreier Methoden zu erleichtern, stellen diese nicht die grundlegende Reform dar, die die EU Bürger mittels der EBI fordern.
Zur Europäischen Bürgerinitiative »Save Cruelty Free Cosmetics – für ein Europa ohne Tierversuche«
Die EBI wurde im August 2021 von den Tierschutzorganisationen Cruelty Free Europe, Eurogroup for Animals, European Coalition to End Animal Experiments, Humane Society International/Europe und People for the Ethical Treatment of Animals (Peta) ins Leben gerufen und von den Kosmetikmarken The Body Shop und Dove unterstützt. Die Initiative forderte die Verschärfung und den Schutz des Verbots von Tierversuchen für Kosmetika, die Änderung der Chemikalienvorschriften, damit Tests an Tieren beendet werden, und eine Zusage, sämtliche Tierversuche in Europa schrittweise einzustellen.
Zu den positiven Zusagen der EU Kommission als Reaktion auf die EBI Forderungen gehören …
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Erstellen eines Strategieplans zur Abschaffung aller vorgeschriebenen Tierversuche für Industriechemikalien, Pestizide, Biozide sowie Human und Tierarzneimittel.
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Prüfung der Einrichtung eines wissenschaftlichen Expertenausschusses, der bei der Entwicklung und Einführung von Ansätzen ohne Tierversuche beratend tätig werden soll.
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Vorschlag einer Initiative des Europäischen Forschungsraums, nationale Maßnahmen zu koordinieren, um den Missbrauch von Tieren in Laboren zu ersetzen und die Entwicklung und Anwendung von tierversuchsfreien Methoden zu beschleunigen.
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Organisation eines oder mehrerer Workshops mit Experten, um erste Forschungsbereiche festzulegen. Diese sollen helfen, den Übergang zu einer tierfreien Wissenschaft zu beschleunigen.
Die Bürger werden nun erwarten, dass sich alle Beteiligten dafür einsetzen, dass die von der Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen eine größtmögliche und sinnvolle Wirkung entfalten. Die Organisatoren der EBI werden sich weiterhin darum bemühen, Entscheidungsträger in Wissenschaft und Politik in die Verantwortung zu nehmen, in jeglichen Bereichen im Sinne des Ausstiegs aus Tierversuchen zu handeln.
Anmerkungen
»Save Cruelty Free Cosmetics« ist nach »Stop Vivisection« im Jahr 2015 die 2. EBI zu diesem Thema, die die Marke von einer Million Unterschriften überschritten hat. Dabei ist es erst die neunte erfolgreiche EBI von über 100 angestrengten Initiativen.
In der EU und Norwegen wurden im Jahr 2020 7,9 Millionen Tiere in Versuchen oder für die Zucht und Haltung gentechnisch veränderter Tiere verwendet. Weitere 10 Millionen Tiere vegetieren entweder in Käfigen vor sich hin, ohne in Versuchen missbraucht zu werden, oder dienen als Teil der Versorgungskette der Labore für die Zucht oder den Missbrauch ihrer Körperteile in Experimenten.
Für die Erfüllung der REACH Datenanforderungen wurden schätzungsweise 4,2 Millionen Tiere in Studien zur systemischen #Toxizität bereits missbraucht oder werden es demnächst (siehe Knight et al. 2023).
Cruelty Free Europe ist ein in Brüssel ansässiges Netzwerk von Tierschutzgruppen, die sich für die Abschaffung von Tierversuchen in ganz Europa einsetzen. Mit 21 assoziierten Mitgliedern setzen wir uns in der gesamten EU und in den europäischen Nachbarländern für Labortiere ein. In Zusammenarbeit mit gewählten Mitgliedern des Europäischen Parlaments, Regierungen, Regulierungsbehörden, Amtsträger:innen und Unterstützer:innen koordinieren unsere Expert:innen die Bemühungen, um Veränderungen für die Tiere zu gewährleisten, die derzeit in Europa in Experimenten leiden. Wir glauben, dass es keine rationale moralische Rechtfertigung für den Missbrauch von Tieren in Experimenten gibt. Stattdessen setzen wir uns für eine fortschrittliche und humane wissenschaftliche Forschung und eine Lebensweise ohne Grausamkeiten ein.
Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) ist ein Dachverband aus 18 Tierschutz und Wissenschaftsorganisationen in ganz Europa. Sie stellt sich eine Welt vor, in der Tiere nicht länger in Experimenten missbraucht, sondern ohne Ausbeutung durch den Menschen mit Respekt und Mitgefühl behandelt werden. Sie strebt einen Paradigmenwechsel in Politik, Forschung und Gesellschaft an, um eine Zukunft zu eröffnen, die auf Tierversuche verzichtet und stattdessen moderne und humane Methoden in Forschung, Erprobung und Ausbildung einsetzt, die ohne Tiere auskommt.
Die Eurogroup for Animals vertritt über 90 Tierschutzorganisationen aus fast allen EU Mitgliedstaaten, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz, Serbien, Norwegen und Australien. Seit ihrer Gründung im Jahr 1980 ist es der Organisation gelungen, die EU dazu zu bewegen, höhere gesetzliche Standards für den Tierschutz zu erlassen. Eurogroup for Animals reflektiert durch ihre Mitglieder die öffentliche Meinung. Darüber hinaus verfügt die Organisation sowohl über das wissenschaftliche als auch das Fachwissen, um kompetente Beratung zu Tierschutzfragen zu bieten. Sie ist Gründungsmitglied der World Federation for Animals, die die Tierschutzbewegung auf globaler Ebene vereint.
Humane Society International/Europe ist in mehr als 50 Ländern vertreten und setzt sich weltweit ein für die Förderung der Bindung zwischen Mensch und Tier, die Rettung und den Schutz von #Hunden und #Katzen, die Verbesserung der Lebensumstände von sogenannten Nutztieren, den Schutz von Wildtieren, die Förderung tierfreier Experimente und Forschung, die Reaktion auf Katastrophen und die Bekämpfung von Tierquälerei in all ihren Formen.
People for the Ethical Treatment of Animals (Peta) Deutschland setzt sich zusammen mit ihren internationalen Partnerorganisationen in unter anderem Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden für die Durchsetzung und den Schutz der Rechte von Tieren ein. Durch Aufklärung, Forschung, Änderung von Gesetzen und Richtlinien, Öffentlichkeitsarbeit und internationale Harmonisierung versucht #Peta, den Übergang zu einer tierfreien #Wissenschaft zu beschleunigen und die Entwicklung und die Anwendung tierversuchsfreier Ansätze voranzutreiben, um den Schutz der menschlichen Gesundheit, der #Umwelt und der #Tiere zu verbessern.
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