Gütersloher Eisdielen haben einen in der Waffel, ein Plädoyer für die einzig »grüne« To go Verpackung
Gütersloh, 26. Juni 2023
Da man praktisch nirgends singt, lässt sich der Gütsler oft nur ungern oder gar nicht nieder, und nimmt Dinge lieber zum Weggehen (»to go«) mit. Natürlich nicht unverpackt, sondern in praktischen »To go Verpackungen«.
- »Wo man singet, lass dich ruhig nieder, ohne Furcht, was man im Lande glaubt; wo man singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichter haben keine Lieder.«
Die Krux bei den »Zum Weggehen Verpackungen« ist, dass es sie gibt. Wenn sie leer sind, müssen sie irgendwo hin – und wohin sonst, als in den Müll. Denn sämtliche Compoundwerkstoffe wie beschichtete Pappe lassen sich nicht recyceln. Noch nicht einmal sortenrein sammeln. Auch Papppackungen für Schnellgerichte (Fast Food) haben in der Regel nicht nur 4 Ps, sondern auch eine Kunststoffbeschichtung, sind also tetrapakesk und nicht recycelbar. Schon in den 90ern wurden Tetra Paks lediglich – allerdings nur in Modellversuchen – geschreddert und als Zuschlag für Plastikprodukte wie Parkbänke oder Blumenkübel genutzt. Aber in der Praxis funktioniert so etwas nicht, weil man gar nicht genügend sortenreine Tetra Paks zusammenbekäme – jedenfalls nicht zu akzeptablen Kosten – und das ganze auch nur eine Notlösung wäre. Die besagten Plastikprodukte funktionieren auch ohne Tetra Pak Schnipsel Zuschläge, sie sehen damit lediglich kurioser aus. Man kann auch nicht von Recycling sprechen, weil das kein Recycling ist, sondern bestenfalls ein Down Use oder nicht viel mehr als eine Entsorgung in Form von Produkten, die niemand haben will. Sie wurden noch nicht einmal angeboten, obwohl sie originell aussahen (Stichwort »Moppelkotze«).
Verpackungsverordnungen
Bisher haben die sogenannten »Verpackungsverordnungen« unendlich viel gebracht, nämlich gar nichts. Es hat sich überhaupt nichts geändert, außer dass ein paar Einwegtüten ein paar Mikrometer dünner sind, und dann nicht den Verordnungen unterliegen, und dass namhafte Schnellgerichtsketten mit Mikroangeboten #Greenwashing betreiben, und Mehrwegverpackungen für ein paar Produkte anbieten. Was niemand will, was unpraktikabel und wahrscheinlich noch viel umweltschädlicher ist. Die besagten Mehrwegverpackungen sind viel teurer, man müsste sie als Kunde zurückbringen (doppelte Wege) und sie müssten aufwendig gereinigt werden. Das ist eben das Schlimme an Weggehverpackungen – sie sind so praktisch, so billig, so schädlich, dass alle ihre helle Freude daran haben, und sich natürlich von keiner Verordnung dieses Licht der hellen Freude ausblasen lassen möchten.
Genies aus dem Eis
Ganz anders die Eiswaffel, auch Eishörnchen genannt. Sie ist praktisch, beliebt, und man kann und soll sie aufessen. Und will das auch, weil sie nicht schlecht schmeckt. Umweltfreundlicher geht’s gar nicht. Waffeln sind eben auch eine klassische Eisbeilage – wer kennt nicht die flachen Waffeln, die man als Sitzenbleiber in Eisdielen ins Eis gesteckt bekommt? Leider sind Verpackungen in Form von Waffeln für andere Weggehgerichte nicht vorstellbar. Ham, Cheese und sonstige #Burger in Waffelverpackungen? Würde niemand wollen, wäre wohl auch nicht realisierbar, und nach dem Genuss eines Burgers noch eine #Waffel knabbern? Würde niemand wollen. Kaffee im Weggehbecher ist ebensowenig vorstellbar. Der #Keksbecher würde aufweichen und wäre undicht. Man könnte ihn mit Schokolade beschichten, aber sie würde schmelzen, den Geschmack beeinflussen, und der Keksbecher würde wiederum undicht. Bioplastikbeschichtungen auch für Papppackungen sind Utopien und nur im Laborversuch realisierbar. Für die Massenanwendung wären sie wohl viel zu teuer und in der Herstellung viel zu aufwendig.
Serviettenverbot
Verboten werden sollten natürlich die in Eisdielen üblichen Pseudoservietten, die einen Saugfähigkeitsfaktor von 0 aufweisen, und klein und dünn und sinnlos sind. Bestenfalls kann man mit ihnen Eistropfen verreiben. Wer hat sie erfunden? Und warum?
Sit green statt go green
In vielen Bereichen, besonders beim Kaffee, sollten sich die User also trotzdem niemand singt niederlassen, nicht weggehen, und ihren Kaffee vor Ort trinken. Dann entsteht kein Müll, der am Ende nach sonstwo exportiert und dort verbrannt oder einfach in die Gegend oder Flüsse und Meere gekippt wird. Oder vor Ort in Müllverbrennungsanlagen landet. Ebenso wie der ganze übrige Verpackungsmüll, den wir alle akribisch sortieren, teils ausspülen, und in Plastiksäcken oder Plastiktonnen sammeln, die seltsamerweise nicht grün sondern gelb sind. Warum heißt es »Grüner Punkt«, soll aber in den »Gelben Sack« oder die »Gelbe Tonne«? Das DSD ist offenbar nicht viel mehr als ein Potemkinsches Dorf. »Achten Sie auf den Grünen Punkt« hieß es seinerzeit zur Markeinführung. Warum? Damit der Fake Recyclingapparat sinnlos Geld scheffelt? Das hat übrigens kürzlich auch ein investigatives Reporterteam im Rahmen einer unterhaltsamen Fernsehreportage aufgedeckt. Recycelt wird praktisch gar nichts, weil das auch gar nicht möglich ist. Aber man will es natürlich nur allzu gerne glauben.
Unverpackt
Da alle für Umweltschutz und Klimaschutz sind, haben beispielsweise auch alle in den »Unverpacktläden« eingekauft, sodass diese Läden alle wegen Reichtums schließen mussten. Viele Produkte sind nun einmal leider unverpackt nicht darstellbar, und das sinnvolle Zurück zu kleinen aber mehr Läden ist nicht gewollt (»Tante Emma Läden« – »Wir haben alles, was Sie brauchen. Und was wir nicht haben, brauchen Sie auch nicht«) … die Lösung kann nur die Rückkehr zur Einfachheit und Bodenständigkeit sein. Aber das ist von praktisch niemandem gewollt. Schon gar nicht in Deutschland. So etwas mag man bestenfalls ein paar Wochen lang im Urlaub. Wie schön war es beispielsweise in den 80ern in #Griechenland. Man ging ins Dorf, zur #Bäckerei, wo einem als Tourist das Brot vom Vortag angedreht wurde (eine späte Rache?) und man in kleinen Kramläden, in denen es alles und nichts gab, und die notorisch nach Mottenkugeln (Naphtalin) stanken, Oliven aus dem großen Fass, alten Ziegenkäse in Wachspapier und sonstiges kaufte – vom Bindfaden bis zur Seife. Und eben bei Bedarf auch Mottenkugeln. Obst, Fleisch und Gemüse wurde auf dem Markt besorgt. Derweil gibt es in Deutschland fast keine Kultur der Viktualienmärkte mehr. Was wünschenswert wäre. Aber der #Supermarkt ist natürlich viel billiger und bequemer. Und dank der »Supermarkt Bio Labels« verschenkt er an alle Beteiligten auch ein gutes #Gewissen.
Foto: Eiscafé Terminio, Olga Zkmakina, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen
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