Trauerprozesse sind Prozesse von #Traurigkeit, #Gedenkschlösser zum Gedenken gedacht …
Es gibt verschiedene Arten, das #Leben hinauszuschieben. »Wenn ich erst wieder gesund bin«, »wenn ich erst Urlaub habe«, »wenn die Kinder erst aus dem Haus sind«, und vor lauter »wenn« bringe ich mich um vieles, was jetzt und heute möglich wäre. Es gibt noch eine Art, das Leben aufzuschieben. Wenn ich darauf bestehe, erst alle Fragen zu beantworten, bevor ich mich am Leben freue. Die Frage nach Gott, die Frage nach dem Leid und dem #Tod, die Frage nach dem Bösen. Erst wenn ich Antworten habe auf all diese Fragen, wage ich wirklich zu leben, erlaube ich mir, die #Möglichkeiten des Augenblicks zu ergreifen. Oft sind es besonders redliche Menschen, die zu solchem Verhalten neigen. »Ich will mir nichts vormachen, will nichts verdrängen, will eine solide Basis haben für alles, was ich tue«. Wer so denkt, überschätzt sich gleichzeitig. Welcher Mensch könnte eine Antwort haben auf all diese Fragen? Allwissend zu sein, schreiben die Religionen nur Gott zu.
Mit unbeantworteten Fragen dem Leben trauen – darauf kommt es an, und das ist Glaube. Im Übrigen: Ich stoße oft gerade dann auf Antworten, wenn ich nicht mehr so bohrend frage, sondern mich aufs Leben einlasse. Staunend, dass es trägt, staunend, was ich alles entdecke. Bei dem amerikanischen Schriftsteller Edward Estlin Cummings habe ich in einem #Gedicht folgende Zeilen gefunden …
ehre das vergangene
aber freu dich der zukunft
(und vergiß den tod
beim hochzeitsfest)
Dieses »vergiß den tod beim hochzeitsfest« ist wie ein Schlüssel. Es heißt ja nicht, den Tod zu leugnen. Es heißt nicht, wirklichkeitsfremd zu werden. Aber es heißt, dem, was jetzt da ist, sein Recht zu widmen. Nicht Hochzeitsfest mit angezogener Handbremse, mit ständigem Denken daran, dass alles Glück der Erde endlich ist. Sondern Hochzeitsfest total, in seiner Fülle. Der Liebe, der Freude, dem Glück Raum geben. So erst kann ich es in seiner ganzen Kraft erfahren. Manchmal geht das nicht und wir weigern uns auch zu Recht, einen Trost anzunehmen. Wenn die Wucht eines Leids verbunden mit schwerer Krankheit nicht kleingeredet werden darf. Aber es gilt auch umgekehrt. Die Kraft des Glücks nicht schmälern durch Einwände. Mir nicht das Glück versagen, weil ich das Leid nicht erklären kann.
ehre das vergangene
aber freu dich der zukunft
(und vergiß den tod
beim hochzeitsfest)
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