Leserbrief, Bürgernähe in Gütersloh, Juli 2008
Gütersloh, Juli 2008
Es ist uns unbegreiflich, wie es einer #Stadtverwaltung in so kurzer Zeit gelingen kann, aus einer unbedeutenden, langweiligen und farblosen Stadt wie #Gütersloh eine in ihrer #Perfektion unübertroffene #Oase der #Glückseligkeit zu machen.
Wohin man auch sieht, schmücken die farbenfrohen #Baumaschinen, rot weißen #Absperrbänder und dünenartigen #Sandberge die Straßen, oder was von ihnen noch übriggeblieben ist. Stilgerecht flitzen die arbeitsamen Politessen in ihren maritimen Kostümchen von Parkbucht zu #Parkbucht und notieren in ihrer unermüdlichen Betriebsamkeit alle bösen und rücksichtslosen Besucher, die es wagen, diese Idylle der absoluten Niemandsherrschaft zu stören! Gut gemacht, ihr Hüter der ewigen Gütersloher #Bürokratie Tyrannei, es wird nicht mehr lange dauern, und es wird sich bald niemand mehr in unsere schöne Stadt wagen, der nicht das nötige Kleingeld für die obligatorischen Knöllchen schon angespart hat! Wer das 1. Mal in #Gütersloh ist, dem wird nicht entgehen, daß, so merkwürdig es dem gesunden Menschenverstand erscheinen mag, alle potentiellen Parkmöglichkeiten durch die typisch »Gütselschen #Pömpel« versperrt sind. Gut für die Mittagsruhe, schlecht für die circa 5.000 familiengeführten Einzelhandelsunternehmen, die in Gütersloh ansässig sind, wie zum Beispiel bei der freien Enzyklopädie #Wikipedia nachzulesen ist. 5.000, 500, 3 … 2 … 1 … meins! Kein Problem, denn sie sind ja austauschbar durch #Filialisten und #Franchiseunternehmen, die schon vor den Toren der Stadt warten, um endlich Ordnung in das unüberschaubare Treiben des kleinen Mannes zu bringen!
Wie gut, dass im letzten Moment unsere treuen und loyalen Stadtväter als deus ex machina aus dem wolkenlosen blauen Gütersloher Himmel zu uns herabschweben werden, um dieser himmelschreienden #Ungerechtigkeit mit einem feuchten Händedruck und den Worten: »Diesen Antrag lehnen wir ab!« ein Ende zu setzen. Das nennen wir »Bürgernähe«! Diese Vokabel könnte eine Nominierung erhalten, wie sie der westfälischen Mundart nicht besser Rechnung tragen könnte: Es ist unser persönliches #Unwort des Jahres!
Gabriele Hilgenstöhler