Narzissmus News, ein neuer Begriff: Manische Aggression, Narzissten und Narzisstchen, zwischen himmelhoch jauchzend und zutiefst (passiv) aggressiv
Narzissten und Narzisstchen – das sind Leute mit narzisstischen Anwandlungen und Tendenzen – neigen analog zur »Manischen Depression« zu »Manischer Aggression«. In der Regel unbewusst gesteuert geben sie sich öffentlich und in Gesellschaft in der Regel übertrieben gut gelaunt und freundlich. Unter 4 Augen oder wenn es sie je nach Situation gut dastehen lässt, neigen sie jedoch auch zu extremer, teils passiver Aggressivität. Gegebenenfalls wird Passive Aggression auch fröhlich verpackt, sodass Dritte den Narzissten als tollen und netten Typen wahrnehmen.
Beispiele für passiv aggressives Lob ist etwa der Begriff »Fleißarbeit«. Das klingt für Dritte wie ein Lob – der Macher wird für seinen Fleiß gelobt. In Wahrheit impliziert der Begriff jedoch, dass das Getane jeder tun könnte, wenn er nur fleißig genug wäre – es bedarf also keines Talents, keiner Erfahrung und keines Könnens. Damit kann man Menschen zutiefst herabwürdigen.
Oft äußert sich Passive Aggression schon bei Begrüßungen. Viele Gespräche beginnen mit »Wie geht’s Dir?« – und nur selten interessiert das denjenigen, der fragt, wirklich. Aber es klingt sehr interessiert und nett. In Wahrheit wird der Gesprächspartner dadurch in die Position gebracht, die Frage beantworten zu müssen und sich womöglich rechtfertigen zu müssen. Unter Umständen steht er dumm da, wenn er die Wahrheit sagt und diese negativ wahrgenommen wird. Dann folgen unter Umständen Belehrungen: »Du musst mehr Sport machen! Selbst Schuld!« … »Bist Du Arzt? Bist Du ich?« …
Die Narzisstische Eristik
VIele Manager oder Anwälte, vor allem in den USA, werden speziell darin geschult, nach außen hin positiv zu wirken. Das äußert sich beispielsweise so, dass sie nichts direkt und offensichtlich (also aktiv) kritisieren, sondern immer alles loben. So wirken sie sehr großmütig und positiv. In dieser Taktik lässt sich allerdings auch Passive Aggression verstecken – nämlich dann, wenn der Narzisst beispielsweise seinem Opfer gegenüber alle lobt, nur das Opfer nicht. Kritisieren tut er es auch nicht – aber er lobt es eben auch nicht (unter Umständen lediglich nach außen hin und Dritten gegenüber, wenn das Opfer nicht zugegen ist). Damit lassen sich Menschen ebenfalls zutiefst herabwürdigen, denn sie müssen sich fragen: »Wieso lobt er ständig jeden? Auch Nichtskönner? Und nicht mich oder meine Arbeit?« Wenn das geschickt gemacht wird, hören sie dann von Dritten, dass er sie bei denen auch lobt. Er tut das aber eben nicht im Dialog. Oft auch dann nicht, wenn das Opfer anwesend ist.
Es gibt unzählige, noch zu katalogisierende, eristische Taktiken von Narzissten und Narzisstchen, die teils nur schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Unter Apparatschiks ist das Ignorieren eine der beliebtesten Methoden – teils bei gleichzeitigem Akzeptieren anderer, und zwar so, dass das Opfer das mitbekommt. Im Gegensatz zu den Konzepten der #Dialektik, #Rhetorik und #Eristik im Allgemeinen stellt die Narzisstische #Eristik dabei eher ein Muster (Persönlichkeitsmuster) und keine sachbezogene Taktik dar. Schon der Philosoph Arthur #Schopenhauer hat in seiner Abhandlung zur Eristischen Dialektik, wie er sie nannte, Methoden katalogisiert, die er »Kunstgriffe« nennt. Auch der amerikanische Intellektuelle Noam Chomsky hat sich im Rahmen von Studien zur Soziologie und Kommunikation mit Strategien und Taktiken auseinandergesetzt. Schopenhauers Betrachtungen sind dabei allerdings situativ orientiert, während Chomsky das Thema aus strategischer Sicht betrachtet. Autoren wie McLuhan oder Postman widmen sich dem Thema hingegen abstrakt auf einer Metaebene und auf das Thema Massenkommunikation ausgerichtet. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Wissenschaftler, die sich mit konkreten Metastrategien und Taktiken beschäftigen.
Allgemein lässt sich sagen, dass Fragen, je persönlicher sie sind und umso weniger oder oberflächlicher der Fragesteller das Gegenüber kennt (und umgekehrt) Ausdruck einer Passiven Aggression sind. Der Narzisst oder das Narzisstchen stellen sich damit »über« das Opfer. Wie erwähnt sind diese Muster oft nicht leicht zu durchschauen. Unter Umständen kann es sich auch lediglich um ein »Servicelächeln« oder einen »Service Smalltalk« handeln – in Deutschland kennt man so etwas besonders von Friseuren, aber auch in der Gastronomie, bei Versicherungsvertretern, Bankern – letztlich bei allen, die eine Dienstleistung erbringen oder jemandem etwas andrehen wollen. Leider machen manche so etwas auch bewusst und strategisch, was wie erwähnt oft nicht leicht zu durchschauen ist. Und leider gilt der Satz: »Um zu erkennen, wem Du trauen kannst, musst Du ihm zuerst trauen«.