(K)ein Schülerprojekt: Stadtverwaltung Gütersloh plant Anbau von Salat, Salatfreunde Gütersloh

Gütersloh, 14. Januar 2023

Im Rahmen keines Schülerprojektes, sondern im Rahmen eines lehrreichen Demonstrationsprojektes sollen im Rahmen des sogenannten »Smart Cities Programms« mit einem Budget von 30.000 Euro direkt neben der Stadtbücherei in einem Gewächshaus Salat und auch Kräuter gezogen werden. Falls nötig soll diesem Technologieträger die Abwärme der Büchereilüftung zugeführt werden und das ganze vermittels Sensorik (Thermometer) gesteuert und auch überwacht werden. »Alexa? Wie ist die Temperatur im Gewächshaus?«. »Die Temperatur im Gewächshaus liegt aktuell bei 21 Komma 4 Grad. Ein Bahnreisender fragt den Zugbegleiter: ›Wie lange hält der Zug?‹ Antwortet dieser: ›Mit viel Liebe und Zuwendung so an die 30 Jahre!‹«

Aber Spaß beiseite. Auch das Licht, die Bewässerung, die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen sollen digital überwacht und gesteuert werden. Die Erkenntnisse aus der Salat und Kräuterzucht könnten laut Schlepphorst hilfreich für die unter dem Motto »Klimaoase« geplante Begrünung der Innenstadt sein. Falls die Innenstadt auch mit Salat und Kräutern begrünt würde. »Das macht Sinn.« Die Daten würden dann unter dem Begriff »Urban Data« auf einer städtischen Plattform publiziert und auch öffentlich abrufbar gemacht (eben publiziert). Etwa ließe sich dann in Erfahrung bringen: »Die Bodenfeuchte im Rapunzelbeet liegt am 3. Februar 2023 um 13.57 Uhr bei 27,1890 Prozent. Zu den Nährstoffgehalten (Ionen Äquivalente): Stickstoff 0,736 Mikrogramm pro Gramm Humus, Phosphor 0,259 Mikrogramm pro Gramm Humus, Kalium 3,915 Mikrogramm pro Gramm Humus, Schwefel 0,244 Mikrogramm pro Gramm Humus, Magnesium 3,232 Mikrogramm pro Gramm Humus, Calcium 0,7236 Mikrogramm pro Gramm Humus  Zink 3,501 Mikrogramm pro Gramm Humus, Mangan 0,776 Mikrogramm pro Gramm Humus, Bor 0,112 Mikrogramm pro Gramm Humus, Eisen 4,987 Mikrogramm pro Gramm Humus«. Dank einer Selective Cache Renewal (SCR) Technologie wären die Daten immer auf dem neuesten Stand.

Schulklassen und Kindergärten könnten, so soll es der Beauftragte geäußert haben, Patenschaften übernehmen (»Peters Petersilienbeet«). Die Kinder könnten etwa die Pflanzen ernten, weiterverarbeiten (Salat anrichten!?) und so ein gewisses Grundverständnis für gesunde und lokal erzeugte Lebensmittel vermittelt bekommen. Darüber hinaus dann möglicherweise auch für regionale Salatrezepte, freilich womöglich unter Verwendung nichtlokaler Zutaten wie etwa Salz, Schwarzer Pfeffer (gemahlen), Salatöl, Essig (Balsamico di Modena oder ähnlich).

In Zusammenarbeit mit einem Düsseldorfer »Büro« müssten allerdings im Vorfeld geeignete Salat und Kräutersorten eruiert werden, wobei das Saatgut keine Schutzrechte (Stichwort »Monsanto«) verletzen darf. Insofern soll auch eine Anwaltskanzlei in beratender Funktion hinzugezogen werden. Die Redaktion lehnt sich an dieser Stelle im Vorfeld ein wenig aus dem Fenster und empfiehlt klassische Sorten wie etwa Rapünzchen (Feldsalat), Kopfsalat, Radicchio, Chicorée, Lollo Rosso und Endivien. An Kräutern sind Schnittlauch, Petersilie (kraus), Basilikum und nicht zuletzt Dill (ideal für Fisch, Gurkensalat und eingelegte Gurken) denkbar.

Begleitend zur innerstädtischen landwirtschaftlichen Nutzung könnten im Gewächshaus neben Impulsvorträgen zu den Themenkomplexen »Urban Gardening« und »Digital Gardening« auch Lesungen und Malwettbewerbe stattfinden, sodass auch der Kultur Genüge getan würde.

Gardebruk Aluminium Gewächshaus, 289,90 Euro

»Salat mit Tante Susanne, eine Grüne Lesung«, gefördert vom Förderverein Salatfreunde Gütersloh

»Meine sehr verehrten … liebe Kinder und kleine und große Salatfreunde und Kräuterfreunde. Zum 2. Mal haben wir uns in diesem Jahr zu einer kleinen Veranstaltung unseres kleinen Gewächshauses zusammengefunden [räuspert sich]. Der heutige Vormittag ist den Westfälischen Salatrezepten gewidmet. Es ist ein großes Glück, dass sich die bedeutendste lebende Vertreterin der Westfälischen Kochbuchliteratur bereitgefunden hat, hier bei uns aus ihrem Werk zu lesen. Eine Frau, die Kochgeschichte und, der Scherz sei erlaubt, Kochgeschichten geschrieben hat. Bitte begrüßen Sie mit einem kleinen Applaus Susanne Flohbein!«

»Lohwein!«

»Verzeihung!«

»Zu Beginn werde ich 22 Rezepte aus dem Zyklus ›Westfalen und seine Salate‹ lesen.«

»Etwas lauter bitte!«

»Danach 8 Ideen für Mediterrane Dressings aus meiner frühen Schaffensperiode, gefolgt von der Sonettensammlung ›Die 12 Salatöle‹. Dann haben wir Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Zutaten für Klassischen Feldsalat nach Harsewinkler Art. Man nehme … 150 Gramm … ebendieses … den Saft einer Biozitrone … 2 Esslöffel Salatöl … Salz. Und eine Prise Pfeffer (schwarz, gemahlen, am besten frisch aus der Peugeot Pfeffermühle).«

»Können Sie etwas lauter sprechen?«

»PFEFFERMÜHLE!«

»Danke!«

»Das Rezept findet Ihr, liebe Kinder, auch auf der Homepage unter der Rubrik ›Urban Data‹ und in der App!«

»Wie lange dauert’s noch? Ich will nach Hause!«

»Sei still, Dakota! Hör der Tante Susanne zu! Es geht hier um Deinen Salat!«

»Der Peter hat gestern auf die Radieschen gepinkelt! Ich hab’s gesehen!«

»Raus!«

»Aber ich hab’s gesehen! Das sieht man auch an den Daten! Die Werte für Natriumionen, Harnsäure und Bodenfeuchte steigen exakt um 13.25 Uhr sprunghaft an!«

»Man gebe die gezupften und von den Wurzeln befreiten Rapünzchenblätter in eine geeignete Schüssel und vermenge sie vorsichtig. Eine Prise Zucker rundet den Geschmack ab!«

»Ich sagte: raus!«

»Wie bitte?«

»Nicht Sie, Frau Susanne!«

»Ach so. Danke. Das Öl unbedingt erst zum Schluss hinzugeben, damit die Blätter nicht zusammenfallen. Anschließend portionsweise auf Tellern oder in kleinen Schüsseln anrichten und servieren. Geeignet als Vorspeise oder Begleitspeise!«

»Zu was?«

»Wie meinen?«

»Begleitspeise zu was?«

»Das steht Ihnen frei!«

»Auch zu Pommes?«

»Ja!«

»Warum?«

»Still, Dakota! Du solltest doch rausgehen habe ich gesagt!«

»Selber! Kann ich Pommes?«

»Aber nur mit Salat!«

»Sie sollten Ihrem Kind keine Pommes frites geben. Und wenn, dann nicht mit zuviel Öl!«

»Sagen Sie mir nicht, wie ich mein Kind erziehen soll, Frau Susanne! Sie sollen hier Salatrezepte vortragen! NOT YOUR BUSINESS!«

»Ich bitte um Verzeihung.«

»Das ist ja wohl auch das Mindeste!«

»Danke!«

»Mir ist kalt, Mama!«

»Dann bitte doch den Referenten, die Abwärme einzuschalten!«

»Ich traue mich nicht.«

»Schick ihm halt ’ne Whatsapp!«

»Der Akku ist leer.«

»Tja. Dann hättest Du ihn heute Morgen aufladen sollen, wie ich es Dir gesagt habe!«

»Nicht meiner, seiner!«

»Ach so. Nichts für ungut!«

»Kommen wir zum Lollo Rosso mit Olivenöl.«

»Sie sind still! Wir reden hier über Technik. Davon verstehen Sie offensichtlich nichts!«

»Mein Akku ist es nicht, der leer ist, meine Dame!«

»Nennen Sie mich nicht Dame!«

»Wie denn sonst?«

»Das geht Sie aus Datenschutzgründen nichts an!«

»Rotblattsalate sind eine Gruppe von Salatsorten mit roten Blättern, die an Bäumen wachsen und grüne Blätter austreiben.«

»Wie bitte?«

»Das ist die Exposition zum Lollo Rosso Rezept!«

»Ach so. Verzeihung!«

»Bitte.«

»Können wir jetzt weitermachen?«

»Man nehme 150 Gramm Lollo Rosso, am besten nachmittags geerntet.«

»In was für einer Welt leben Sie? Da sind die Kinder in der Schule und nicht hier im Gewächshaus!«

»Dann eben nicht.«

»Außerdem mag meine Dakota keinen Salat!«

»Aber genau darum geht es doch bei diesem Projekt!«

»Ich denke, mit Verlaub, es ginge hier um Salatrezepte?«

»Auch.«

»Kann ich Pommes?«

»Ich habe vorhin schon nein gesagt.«

»Ja ja.«

»Ja ja heißt …«

»Ebendrum.«

»Raus. Ich sag’s nicht nochmal.«

»Doch, tust Du doch gerade.«

»Bitte! Beruhigen wir uns doch!«

»Sagen Sie mir nicht, wann ich mich beruhigen soll!«

»Verzeihung.«

»Ja ja!«

»Leider müssen wir jetzt die Bewässerung aktivieren. Ich darf Sie bitten, das Gewächshaus zu verlassen!«

»Aber draußen regnet’s!«

»Drinnen auch.«

»Kann ich Pommes?«

»Es reicht. Wir fahren.«