FH Bielefeld, das nächste große Ding, FH Studenten machen Studenten zu Kryptowährungen und Blockchains fit

Bielefeld, 18. Oktober 2022

An #Blockchains führt in der Finanzwelt der Zukunft kein Weg vorbei. Aber an den Hochschulen merkt man davon noch nicht viel. Darum lädt die Arbeitsgruppe »Decentralised Finance« der FH Bielefeld am 26. Oktober zu einer Veranstaltung, die das Thema Kryptowährungen gründlich beleuchten soll – von Studenten für Studenten.

»Blockchains sind in der #Finanzwelt vermutlich das nächste große Ding«, sagt Marc Panhorst. »Das Potenzial dieser Technologie ist noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Und niemand weiß im Moment, was da in den nächsten Jahren kommt.« Seit 2 Jahren studiert Panhorst Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule (FH) Bielefeld – und brennt für ein Thema, das immer relevanter wird, gleichwohl nicht leicht zu fassen ist. Zusammen mit einer Gruppe Kommilitoninnen und Kommilitonen will er daher Studenten den Einstieg in die Materie erleichtern. »Schließlich geht es dabei um weit mehr als Kryptowährungen wie #Bitcoin oder #Ethereum

»Der Austausch zum Thema steht im Vordergrund«

Die Idee dazu hatte Philip Girleanu, der dieses Jahr seinen BWL Master an der FH in Angriff nimmt. »Als studentische Hilfskraft von Professor Rainer Lenz bin ich eng am Thema«, sagt er. »Mit einer Veranstaltung am 26. Oktober 2022, die von Studenten für Studenten organisiert wird, wollen wir jetzt eine Einführung bieten – mit kurzen Vorträgen, die erklären, was Blockchains und Kryptowährungen überhaupt sind. Und mit Diskussionen, denn der Austausch steht im Vordergrund!«

Über die Vorlesungen von Rainer Lenz ist auch Lisa Marie Eßmeier mit dem Thema in Berührung gekommen: »Ich bin ganz neu dabei im Arbeitskreis #Decentralised #Finance, berichtet die 21 Jährige, die aber bereits stark engagiert ist. »Wenn unsere erste Veranstaltung Ende Oktober auf gute Resonanz stößt, wollen wir an einem Folgetermin im November den Stoff noch weiter vertiefen.«

Finanztransaktionen ohne Banken oder Paypal

Blockchains sind kontinuierlich erweiterbare Listen von Datensätzen. Dabei baut jeder neue Block kryptografisch sicher auf dem vorherigen auf, sodass die Daten im Nachhinein nicht mehr verändert werden können. Neue Blöcke werden erzeugt, um Transaktionen in einem dezentralen Netzwerk zu dokumentieren. Dabei müssen sich die #Netzwerkteilnehmer auf jeden neuen Block einigen, wozu es verschiedene technische Verfahren gibt. Dieser Konsens stellt sicher, dass auf den Rechnern aller Teilnehmer eine identische Datensatzkette entsteht.

Und wozu ist das gut? »Bei Finanztransaktionen spart man sich auf diese Weise den vertrauenswürdigen Mittelsmann«, erklärt Philip Girleanu. »Wenn ich jemandem normales Geld überweisen will, überprüft eine Institution, sei es Paypal oder eine Bank, ob ich dieses Geld überhaupt besitze. Zahle ich aber zum Beispiel in Bitcoin, übernimmt das die weltweite Community der Bitcoin User.« Bei jeder Transaktion entsteht ein neuer Datenblock. Dafür allerdings ist Rechenleistung erforderlich, die von den Usern zur Verfügung gestellt wird. Und wer viel Rechenleistung erbringt, wird dafür belohnt – mit frischen Bitcoins. Das nennt man »Mining«.

Enorme Zeitersparnis im internationalen Zahlungsverkehr

Es braucht ungefähr zehn Minuten, bis auf diese Weise eine Finanztransaktion bestätigt wird. »Das ist vergleichsweise schnell, wenn wir den internationalen Zahlungsverkehr betrachten«, sagt Philip Girleanu. »Eine Überweisung von Deutschland nach Thailand dauert heute immer noch bis zu drei Tage – Kryptowährungen bieten hier also eine enorme Zeitersparnis.«

Daher sei es kein Wunder, dass jetzt auch Staaten beginnen, in dem Bereich zu forschen und ihre Währungen so zu konzipieren, dass sie auf einer Blockchain laufen. »Von der EU gibt es bereits entsprechende Projekte. Und das Bundesministerium für Finanzen hat kürzlich erstmals Klarheit darüber geschaffen, wie Kryptowährungen in Deutschland besteuert werden«, so Girleanu. »Das Thema wird einfach immer ernster genommen – es ist nicht mehr wegzudenken.«

Energiesparen bei der #Blockchain – mit Proof of Stake

#Nachhaltigkeit spielt auch in diesem hoch abstrakten Finanzzweig eine zunehmend wichtige Rolle. »Der Grund dafür ist der hohe Energieverbrauch, den eine Blockchain hat, wenn sie nach dem Proof of Work Verfahren konzipiert ist«, erklärt Marc Panhorst. »Dabei wird der notwendige Konsens für eine Transaktion durch schiere Rechenleistung erbracht, wie zum Beispiel beim Bitcoin.« Weitaus energieeffizienter als das Proof of Work Verfahren sei die Methode Proof of Stake. Hier haben anteilsstärkere Community Mitglieder größere Chancen, den nächsten Block zu erzeugen und die Belohnung dafür zu erhalten. Das stromfressende »Mining« entfällt. »Die Kryptowährung Ethereum hat gerade erfolgreich auf Proof of Stake umgestellt«, so Panhorst. »Das ist ganz klar die Zukunft!«

Eine sichere Geldanlage seien Kryptowährungen allerdings keineswegs. »Das sind immer noch sehr spekulative Assets«, betont Panhorst. »Für einen soliden Vermögensaufbau taugen sie nicht, dafür ist die Volatilität zu hoch.« Wer etwa vor zwei Jahren beim Bitcoin eingestiegen ist, hat seinen Einsatz heute zwar verdoppelt. Wer jedoch erst vor einem Jahr investiert hat, muss inzwischen Verluste von mehr als 50 Prozent hinnehmen.

Der Markt ist kräftig in Bewegung – was aber nicht zuletzt Ausdruck des steigenden Interesses unterschiedlichster Player ist. »Nach wie vor tauchen neue Kryptowährungen auf, die massive Wertsteigerungen aufweisen, aber keinen Nutzen haben«, ergänzt Philip Girleanu. »Am Ende werden wir vielleicht zehn Währungen haben, die als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgehen. Und sehr viele Währungen werden auf null gehen.«

Identität, Zertifikate, Zeugnisse, Verträge – es gibt viele weitere potenzielle Blockchain Anwendungen
Blockchain Anwendungen funktionieren auch in anderen Wirtschaftsfeldern. Beispielsweise in der Logistik, wo viele Parteien wie Versender, Empfänger, Spediteur, Transporteur, Behörden und Zoll ein Projekt gemeinsam abwickeln. Die Abfallwirtschaft bietet sich ebenfalls an. So haben unter anderem Forscher der FH Bielefeld im Rahmen des EU Projekts Block Waste kürzlich ausgelotet, wie digitales Management auf Blockchain Basis die Entsorgung revolutionieren könnte.

»Viele Ideen sind noch längst nicht marktreif, aber Wunschvorstellungen und Gedankenspiele gibt es bereits jede Menge«, sagt Girleanu. »Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man Wahlen mit Hilfe von Blockchains absolut fälschungssicher organisieren könnte.« Überall wo manipuliert werden kann, sieht auch Panhorst Einsatzmöglichkeiten: bei Identitätsnachweisen, Zertifikaten, Zeugnissen, Verträgen. »Der überragende Vorteil einer Blockchain ist eben, dass sie nicht gehackt werden kann.«

Ist die Blockchain das Internet von vor 20 Jahren?

Sind also Blockchains ein Mega Trend, den man jetzt auf jeden Fall mitnehmen muss? »Noch ist das Wissen nicht essenziell«, meint Marc Panhorst. »Aber für mich ist das wie mit der Altersvorsorge«, ergänzt Philip Girleanu. »Ich möchte nicht mit 60 feststellen, dass ich die letzten 30 Jahre etwas verpasst habe.« Die Zeichen der Zeit seien jedenfalls deutlich: »Als ich vor einem Jahr nach Praktika gesucht habe, habe ich festgestellt, dass es jetzt tatsächlich erste Stellen in diesem Bereich gibt. Und wenn man sich die Entwicklung der Nutzerzahlen des Internets von vor 20 Jahren anschaut und die Blockchain Nutzerzahlen von heute – dann ist das 1 zu 1 gleich.«