Pflege in Not, wenn Pflegepersonal und Patienten im Stich gelassen werden
Für die meisten wird das Thema erst dann wichtig, wenn man selbst Betroffener ist. Dann findet man zum Beispiel keine Pflegekraft für seine Angehörigen oder steht als Patient allein auf weiter Flur, wenn es um den Erhalt von Pflegemaßnahmen geht. Seit Jahren tut sich in dieser Hinsicht fast nichts – im Gegenteil – die Situation verschlimmert sich immer weiter. Was können Pflegeeinrichtungen tun, um Mitarbeiter zu erhalten und wie können diese wiederum dabei helfen, ihren Patienten die notwendige Unterstützung in allen Angelegenheiten rund um die #Pflege zuteilwerden zu lassen? Die Expertin Dina Michels kennt sich mit dieser Thematik bestens aus und gibt im folgenden Gastbeitrag einen Einblick in ihre Gedankenwelt. Sie ist seit vielen Jahren erfolgreich in der Seniorenbetreuung und Pflege selbstständig unterwegs und steht ihren Kunden beratend zur Seite.
Nach einem abgeschlossenem Psychologiestudium an der Universität in Stellenbosch in Südafrika und der Ausbildung zur Alltagsbegleiterin mit dem Schwerpunkt Demenz gründete Dina Michels im Jahr 2013 die »Seniorenbetreuung mit Herz«. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit, dass den Patienten der höchste Grad an Empathie jederzeit entgegengebracht wird. Das Helfen und Heilen ist ihre persönliche Berufung und die Erfüllung ihrer beruflichen Träume.
Die Gründe für den Pflegenotstand in Deutschland
Der demografische Wandel, die schlechten Arbeitsbedingungen, die schlechte Bezahlung, der Umstand, dass Angehörige die Pflege einstellen, weil sie nicht mehr können, der Trend zur stationären Pflege, die immer älter werdenden Deutschen - die Liste der Gründe ist lang. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt dabei immer weiter und auch die Pflegekräfte werden im Durchschnitt immer älter. Durch das bestehende System fehlt der Nachwuchs, da kaum ein junger Mensch in dieser Branche arbeiten möchte.
Dazu kommt die Tatsache, dass wenn eine Pflegekraft die Pflegeinstitution verlässt, diese Stelle lange offen bleibt und nicht wieder ersetzt werden kann. Dadurch entsteht eine Mehrbelastung für alle anderen, die viele bis ans Limit führt. Diese Ausnahmesituation hinterlässt Spuren und treibt den Krankenstand nach oben. Grundsätzlich war der Pflegeberuf einmal ein sehr angesehener und krisensicherer Beruf – leider gehört dies aktuell absolut der Vergangenheit an.
Die Missstände des Systems
Ein Teil des Missstandes liegt natürlich bei der Finanzierung. Die Finanzierung des Gesundheitssystems und Pflegesystems wird auf immer weniger Schultern verteilt. Außerdem sollten nicht nur die aktuellen, sondern auch die zukünftigen Generationen noch profitieren können. Der entscheidende Aspekt ist aber, dass diese Missstände sich am Menschen direkt in Hilflosigkeit äußern und Gefühle im Stich gelassen zu werden oder Vernachlässigung bei den Pflegern ins Leben rufen. Über Vernachlässigungen in Pflegeheimen muss nicht groß diskutiert werden, die Zustände sind bekannt und hinlänglich dokumentiert – auch wenn sich hier alle wegducken und niemand die Wahrheit sehen oder hören will. Diese allseits präsenten und bekannten Umstände sorgen in vielen Fällen dafür, dass Pflegebedürftige nicht ausreichend betreut werden und eine Unterversorgung entsteht, weil die Pfleger schlichtweg die Motivation und den Spaß an der Arbeit verlieren. Sie fühlen sich alleine gelassen und stehen vor einem immer größer werdenden Berg von Arbeit. Diesen Teufelskreis gilt es endlich zu durchbrechen.
Welchen Anteil übernehmen die Pflegekassen?
Es gibt gerade in der Pflege und Tagesbetreuung eine große Masse an Patienten, die keine Möglichkeit erhält, ein schmerzfreies oder sorgenfreies und sozial abgedecktes Leben führen zu dürfen. Hier wird die Vernachlässigung seitens der Kassen ersichtlich – der #Staat wird hier seinen Aufgaben also nicht gerecht. Wenn wichtige Erforderlichkeiten einfach nicht übernommen werden und man dadurch als hilfloser Patient keine Möglichkeiten besitzt und massive Einbußen hinnehmen muss, hat das System mehr als versagt und ist eigentlich sinnlos. Auch bei #Medikamenten, #Therapien, Heilbehandlungen und ärztlichen Versorgungen halten sich die Pflegekassen oft zurück und versagen auf ganzer Linie. Der Anteil, den sie also wirklich übernehmen, ist immer noch viel zu gering.
Das Problem der 24 Stunden Pflege
Gerade dieses Element verursacht große Probleme und stellt oftmals eher eine Verschlechterung der Lage dar. Die Kassen wollen oftmals nicht zahlen und somit ist das Angebot gerade für sozial Schwächere nicht erschwinglich. Zudem sind nicht wenige Schwarze Schafe unterwegs, die Patienten und deren Angehörigen nach Strich und Faden abzocken. Manche lassen sich stundenweise bezahlen und sorgen auch damit für unklare und unzuverlässige Verhältnisse bei den Betroffenen. Dieser Bereich muss sofort reformiert und neu ausgestaltet zum Wohle aller an den Start gehen.
Wo liegen die Lösungen?
Damit ein finanzieller Zusammenbruch des #Gesundheitssystems vermieden werden kann, müssen künftig ernstzunehmende Vorschläge erarbeitet werden, die finanzierbar und nachhaltig sind. Es müssen Anreize geschaffen werden, eine bessere Bezahlung und das Wichtigste – bessere Bedingungen am Arbeitsplatz. Hier sind #Politik und #Gesellschaft gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung. Wie eine Gesellschaft mit ihren Ältesten und ihren Pflegern umgeht, verrät vieles über die moralische Haltung eines Landes – das muss endlich in allen Köpfen ankommen und zur Verbesserung der Lage genutzt werden!
Kurzinfos zur Autorin Dina Michels
Nach abgeschlossenem Psychologiestudium an der Universität Stellenbosch in Südafrika und der Ausbildung zur Alltagsbegleiterin mit Schwerpunkt Demenz gründete Dina Michels im Jahr 2013 die „Seniorenbetreuung mit Herz“. Es ist ihr ein Anliegen, dass dem Patienten der höchste Grad an Empathie entgegengebracht werden muss. Helfen und Heilen ist ihre Erfüllung und so folgte sie ihrer Berufung. Aufgrund ihrer jahrelangen Tätigkeit in der Betreuung wurde klar, dass ältere Menschen auch Hilfe benötigen bei dem Umbau ihres altersgerechten Bades. So nutzt sie nun ihr Expertenwissen und betreut den Prozess der Planung über die Finanzierung durch die Pflegekasse bis hin zum Abschluss.