Rheda Wiedenbrück lobt einen Integrationspreis aus, die »Grünen« befürchten, ein bestimmtes Rheda WIedenbrücker Unternehmen könnte ihn gewinnen
In Rheda Wiedenbrück leben rund 50.000 Menschen, ein Viertel davon mit Migrationshintergrund und Wurzeln in mehr als 100 Ländern. Der Integrationsrat hatte die Auslobung des Preises im September 2021 beschlossen, einen Arbeitskreis gegründet, die Verwaltung wurde tätig und hat Vergaberichtlinien erarbeitet.
Es gelte, die Vielfalt zu würdigen, denn zahlreiche Einzelpersonen, Organisationen, Institutionen, Unternehmen und Vereine setzten sich für das Zusammenwachsen der Gesamtgesellschaft in allen Bereichen des Lebens ein. Dieses Engagement wolle man weiter fördern, heißt es zu dem Vorhaben. Mit dem Preis solle das in der Öffentlichkeit besonders hervorgehoben werden und letztlich »zu einer nachhaltigen Verankerung sowie zur Bewusstseinsbildung des Themas innerhalb der Stadt beitragen«.
Kommunikation untereinander verbessern [unter wem?]
Der Preis soll besondere, richtungsweisende Aktivitäten mit Vorbildcharakter, die sich nachhaltig und dauerhaft auf die Integrationsarbeit in der Stadt auswirken, würdigen. Aktivitäten, die sich »im alltäglichen Leben weit über das übliche Maß hinaus um die Integration und die Gleichberechtigung verdient gemacht haben und für eine gegenseitige Anerkennung eintreten«.
12 köpfige Jury
Die Preisträger werden von einer 12 köpfigen Jury bestimmt. Es gibt 2 mit jeweils 1.000 Euro dotierte Kategorien. Zur Jury gehören neben dem Bürgermeister die Leitung der Volkshochschule (VHS) Reckenberg Ems und Aktive von Bürgerstiftung, von beiden Gewerbevereinen, vom Integrationsrat und vom Jugendforum, außerdem der Integrationsbeauftragte.
Befürchtungen der »Grünen«
Die »Grünen« befürchten nun, dass womöglich die Firma für ihre Integrationsarbeit ausgezeichnet werden könnte. Theoretisch könnte – so hat man erkannt – auch sie den Preis gewinnen und die 1.000 Euro einstreichen. Ruhm und Ehre nicht mitgerechnet. Die »Grünen« möchten offenbar als eine »Vorjury« auftreten und nicht genehme, potentielle Sieger gar nicht erst zulassen?
Andreas Hahn hat dem Vernehmen nach die besagte, »gruselige Vorstellung«, das könne geschehen. Dann würde nach seiner Interpretation der größte Verursacher für die Lösung des von ihm selbst ausgelösten Problems auch noch belohnt. Er ist davon überzeugt, dass die deutsche Fleischindustrie nach dem Prinzip der maximalen Ausbeutung arbeitet. Ganz im Gegensatz zu allen anderen Branchen? Und wäre es denn besser, die besagte Firma würde das nicht tun? Oder dafür bestraft?
In der Realität ist das Ganze freilich ein gesamtgesellschaftliches Problem, und dass man sich für die vermeintliche Lösung selbstgeschaffener Probleme selbst belohnt und gleichzeitig auch selbst kasteit, ist bekanntlich nicht unüblich.
»In Nordrhein Westfalen loben bereits 10 Kommunen einen ähnlichen Preis aus. Aber keine davon vergibt ihn in der Kategorie ›Betriebliches Engagement‹. Warum machen ausgerechnet wir als Stadt Rheda Wiedenbrück das?«, fragt Hahn. Warum nicht? Fragt Gütsel. Stellt man den Weitblick und Durchblick der Jury in Frage? Und kennt man – wenn man so denkt – das Motto »Umarme den Feind« nicht? Zumal dasselbe in vielen anderen Branchen ebenso stattfindet, und das von den »Grünen« genannte Beispiel letztlich die Realität widerspiegelt, und deshalb eben umso exemplarischer und damit umso preiswürdiger ist.
Den »Grünen« gefällt allerdings Berichten zufolge schon grundsätzlich die »Gewichtung« des Preises nicht, denn er wird in 2 Kategorien vergeben – für Aktivitäten im Bereich Bürgerschaftliches Engagement und im Bereich Betriebliches Integrationsengagement. Unter Umständen kann es jeweils auch 2 Preisträger geben, die sich dann die 1.000 Euro, den Ruhm und die Ehre teilen müssten.