Terre des hommes Deutschland, hinter dem schönen Schein, Tag gegen Kinderarbeit
Osnabrück (ots)
- Zum Internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni weist Terre des hommes auf Kinderarbeit, Korruption und Verschleierung in der Lieferkette des Minerals Mica hin
In #Indien schürfen rund 30.000 Kinder das Mineral #Mica. Bedingt durch die #Corona #Lockdowns, die besonders arme indische Tagelöhner trafen und ihre Kinder zum Arbeiten zwangen, ist ihre Zahl um 8.000 gestiegen. In den Abbaugebieten der rund 800 Dörfer in den indischen Bundesstaaten Bihar und Jharkhand graben Kinder wie Erwachsene Schächte bis zu 20 Meter tief und fördern das Mineral. Jüngere Kinder sortieren die Ausbeute nach Größe, die Kleinsten sind 4 Jahre alt. Immer wieder brechen Schächte ein, oft kommt es zu schweren Verletzungen und Todesfällen. Die Kinder weisen massive Schnittverletzungen an den Händen auf und leiden wegen der Staubentwicklung in den Schächten unter #Atemwegserkrankungen.
Indien deckte im Jahr 2020 etwa 30 Prozent des Weltmarktes für Mica mit einem Gesamtwert von 57 Millionen US-Dollar. Das Mineral ist in Autos, Elektronik, Baustoffen und Kosmetik enthalten. Allerdings ist die Gewinnung von Mica in den beiden Hauptabbaugebieten in den Bundesstaaten Bihar und Jharkhand illegal. Die Terre des hommes Recherche »Hinter dem schönen Schein« deckt auf, dass die Lieferkette von Korruption und Verschleierung geprägt ist. Die Familien verkaufen das Mica an lokale Aufkäufer und erzielen einen Tagesverdienst von umgerechnet 1,40 bis 3,60 Euro. Über mehrere Zwischenhändler gelangt das Mineral an weiterverarbeitende Betriebe, die die Herkunft verschleiern. In den weiterverarbeitenden Betrieben arbeiten keine Kinder, allerdings sind die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung auch dort schlecht. Mehrere Besitzer berichteten Terre des hommes von regelmäßigen monatlichen Schmiergeldern, die an Polizei und Behörden zu entrichten seien, um weiterarbeiten zu können. Transporte zum Hafen von #Kalkutta werden häufig nachts durchgeführt, um Polizeikontrollen und weitere Schutzgeldzahlungen zu umgehen. Für den #Export werden falsche Papiere ausgestellt, um die Herkunft aus illegalen Quellen zu verschleiern. Deutsche #Unternehmen bestätigten #Terre #des #hommes, dass sie ihre Mica Lieferkette bisher lediglich bis zu Importeuren nachvollziehen können.
Terre des hommes fordert deshalb Mica verarbeitende Unternehmen der Autoindustrie und Elektronikindustrie sowie der Kosmetikbranche auf, ihre Lieferkette bis zu den Schürfplätzen zu prüfen und sich gemeinsam für die Legalisierung des Mica-Abbaus in Bihar und Jharkhand und die Einhaltung grundlegender #Menschenrechte und #Arbeitsrechte einzusetzen. Bisher beteiligen sich 70 Unternehmen an der gemeinsamen Initiative für verantwortliche Mica Gewinnung (Responsible Mica Initiative), darunter BASF, L’Oréal, Merck, der Volkswagen Konzern und Daimler. »Es ist an der Zeit für eine stärkere gemeinsame Anstrengung, damit die Mica-Gewinnung endlich legalisiert wird. Die indische Regierung muss Arbeitsrechte und Mindestlöhne auch für diesen Sektor umsetzen und die Korruption bekämpfen. Nur dann können die Familien bessere Preise erzielen und wären nicht mehr auf die Mitarbeit der Kinder angewiesen«, sagte Beat Wehrle, Vorstandssprecher von Terre des hommes. »Wir prüfen deshalb zurzeit, ob wir mit Hilfe des neuen Lieferkettengesetzes mehr Unternehmen zu verantwortlichem Handeln bewegen können.«
Verbraucher haben im Moment keine Möglichkeit zu erkennen, ob das Mica in Autos, Handys oder in #Kosmetik aus legalen Quellen kommt. terre des hommes bittet Verbraucher, bei Unternehmen kritisch nachzufragen. »Ein Boykott oder der Ersatz durch synthetisches Mica schafft keine Abhilfe für die betroffenen Kinder und ihre Familien, denn sie würden ihre einzige Einkommensquelle verlieren. Wir wollen nicht das Schürfen von Mica beenden, sondern die Ausbeutung«, so Beat Wehrle.
Terre des hommes engagiert sich in der Responsible Mica Initiative und sorgt in 100 Dörfern des Mica Abbaugebietes in Indien dafür, dass #Familien ohne die #Mitarbeit der Kinder überleben können und alle #Kinder die #Schule besuchen.