Sven Kruse, der Physio Punk des deutschen Spitzensports
- Wer weiterkommen will als andere, muss mit tradierten Normen brechen
»Ich war nie mit dem zufrieden, was ich weiß«, sagt Sven Kruse, einer, der Grenzen als Chance versteht. Und einer, der nicht davor zurückscheut, sich mit dem gängigen Weg zu überwerfen. Er ist nicht irgendein Physiotherapeut, sondern ein Physio Punk, der bewusst mit tradierten Normen bricht.
Seit mehr als 25 Jahren ist Sven Kruse für die deutsche Sportspitze im Einsatz. Er ist einer der gefragtesten Experten Deutschlands. Und er ist derjenige, der bisher die meisten Olympiasieger behandelt hat. Also schon zu Lebzeiten so etwas wie eine sportmedizinische Legende. Egal an welcher Stelle, immer versucht der Experte, die Physiotherapie neu zu denken: Rebellisch. Provozierend. Ein Physio Punk im besten Wortsinn.
Das war schon zu Beginn seiner Ausbildung so, als er seine Erfahrungen als Kraftsportler in die Betreuung und das Training von Athleten einbrachte. Und das blieb sein Mantra, nachdem er als ausgebildeter Physiotherapeut mit Schwerpunkt Sportphysiotherapie immer tiefer in die Welt des Profisports eintauchte.
Für den Deutschen Olympischen Sportbund (#DOSB) bildete er #Sport Physiotherapeuten aus. Im »Club der Besten« kümmert er sich einmal im Jahr um Deutschlands Spitzenathleten. Jahrelang leitete er zudem die medizinische Abteilung des Eishockeyklubs Iserlohn Roosters. Kruse ist ehrgeizig, engagiert, wach und dabei immer gewillt, für das einzustehen, was ihn bewegt. Und er ist ein Visionär und Vordenker, der sich nie auf dem ausruht, was er weiß oder erreicht hat.
Sein Steckenpferd ist das Thema Faszien. Kruse zählt zu einer Gruppe von Biologen, Medizinern, Schmerzforschern und Physiotherapeuten, die das faserige kollagene Netzwerk im Körper behandeln und erforschen. Sein Wissen dazu vermittelt der Physiotherapeut bei internationalen Vortragsreisen auf der ganzen Welt sowie in praxisnahen Seminaren als Dozent.
Dabei hat der Druck, den ein Engagement im Profisport mit sich bringt, den Physiotherapeuten stets beflügelt. »Ich habe oft aus der Zeitung erfahren, welcher Spieler wann wieder einsatzbereit sein muss und mir dann überlegen müssen, wie ich ihn punktgenau fit bekomme«, erklärt Kruse. Dieser Druck spornte ihn an, sich immer wieder neu zu erfinden. Dazu gehören out of the box-Denken, Dinge hinterfragen, eigene Wege gehen, anecken, unbequem sein. Und wenn es sein muss, sogar eigene Hilfsmittel entwickeln, um das Ziel zu erreichen.
Kruse eilt sein Ruf voraus. Dass manche ihn ehrfurchtsvoll einen Wunderheiler nennen, nimmt der Physiotherapeut mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Nicht nur Sportler, auch Prominente und Politiker schätzen seine akribische Art. »Ich lese mit den Händen und den Augen«, sagt Kruse über seine Arbeitsweise. Im MRT oder im Röntgenbild könne man nie alles sehen. Der Experte fühlt und beurteilt am Körper. »Wo andere sich nur das Bild eines Autos ansehen, mache ich eine Probefahrt«, sagt er schmunzelnd. Wem genau er alles schon geholfen hat, das verrät er nicht. So ist Sven Kruse eben.
Wenn der Physio Punk mit dem »Kruser«, einem von ihm entwickelten Faszienwerkzeug, durch die Gewebslandschaften »krust«, löst er Verklebungen, die die Patientin oder der Patient oftmals gar nicht als Schmerzpunkte erlebt hat. Dennoch schränken sie die Bewegungen ein. »Es kommt zu Ausweichbewegungen, schlechterer Technik und Verletzungsanfälligkeit«, weiß der Experte. Im Profisport ein K O Kriterium.
Es sind aber nicht nur die Profisportlerinnen und Profisportler, die von Sven Kruses Fachwissen profitieren. »Ein sauber gleitendes und restriktionsfreies fasziales Bindegewebe ist für einen schmerzfreien Alltag unerlässlich«, sagt Kruse. Mangelnde Bewegung und Fehlbelastungen, aber auch Stress lassen die Faszien verkleben und sorgen so für Verspannungen und Schmerzen. Dagegen kann regelmäßiges, leichtes Faszientraining Wunder wirken. Welche neuen Wege man dabei gehen kann, ist Thema von Kruses nächstem Buch. Nichts anderes hätte man von diesem #Physio #Rebellen erwartet, der statt Irokesenschnitt lieber Wikingerbart trägt.