Ziemlich beste Freunde
Riedlingen, 17. Februar 2022
Wie sagte Loriot schon so schön: »Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.« Was sich auch in Zahlen belegen lässt: 2020 gab es in Deutschland so viele Haustiere wie noch nie und eine Million mehr als im Jahr davor. Diese Entwicklung kommt für Christopher Ott wenig überraschend. Er vermutet, dass der Anstieg von tierischen Mitbewohnern auch auf Corona zurückzuführen ist. »Menschen sind im Lockdown von jetzt auf gleich ins Homeoffice gewechselt und haben einschneidende Veränderungen erlebt. Tiere sind nicht nur in solchen Momenten ein wichtiger Ausgleich für fehlende soziale Kontakte.«Â
Darüber hinaus sieht der Fachmann weitere positive Effekte. »Hundehalter:innen müssen zum Beispiel deutlich seltener zum Arzt als andere. Das zeigen Untersuchungen aus Deutschland und Australien sehr deutlich.« Ganz generell wirke sich das Zusammensein mit Tieren positiv auf das eigene Stresslevel aus. Was wiederum das Risiko für #Herz #Kreislauf #Erkrankungen erheblich reduziert. »Tierbesitzer kennen das insbesondere aus dem direkten Kontakt mit dem Tier, zum Beispiel beim Streicheln. Das führt nicht nur zu einem wohligen Gefühl, sondern lässt #Blutdruck und Herzfrequenz sinken. Dadurch kommt es zu einer geringeren Belastung durch das Stresshormon Cortisol und gleichzeitig wird das Wohlfühlhormon #Oxytocin in den Körper ausgeschüttet.«
Im bestimmten Fällen können Vierbeiner sogar für Therapiezwecke eingesetzt werden, wobei Christopher Ott hier zu einer differenzierten Betrachtung rät. »Nicht jedes Tier ist per se für eine therapeutische oder pädagogische Begleitung geeignet. Aber auch die Perspektive von Patient:innen sollte immer berücksichtigt werden.« Für die fachliche Einordnung gibt es deshalb akkreditierte Weiterbildungen, die einer strengen Qualitätssicherung unterliegen, so der Experte für tiergestützte Interventionen.
Wirtschaftsfaktor Haustier
Die emotionale Beziehung zwischen Menschen und Tieren ist in der Krise noch intensiver geworden. »Tiere sind in vielen Fällen Familienmitglieder, für deren Wohlergehen Menschen richtig Geld ausgeben«, betont Präsident Norbert Holthenrich vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZFF). »Insgesamt stieg der Umsatz der Heimtierbranche zuletzt auf rund 5,5 Milliarden Euro«, erklärt der ZFF in einer Aussendung.Â
Womit sich auch die Frage der steuerlichen Absetzbarkeit stellt. »Generell sind die Kosten für Haustiere der privaten Lebenshaltung zuzurechnen und steuerlich nicht absetzbar. Die Lohnkosten für die Betreuung im Haushalt eines Steuerpflichtigen, die an eine fremde Person unbar bezahlt werden, können aber sehr wohl steuermindernd erfasst werden«, sagt Prof. Dr. Matthias Hiller, Professor für Rechnungswesen und Steuerlehre an der SRH Fernhochschule. Absetzbar sind somit die Kosten zum Beispiel für Füttern, Fellpflege, Beschäftigung des Tieres oder Gassi gehen.
Die Frage der steuerlichen Berücksichtigung von pädagogisch eingesetzten Schulhunden wurde erst jüngst vom Bundesfinanzhof verhandelt. Ergebnis: Die Ausgaben sind absetzbar, wenn Hunde zweifelsfrei für die berufliche Tätigkeit der Lehrer:innen angeschafft worden sind. Da aber diese Investition stets auch privat mit veranlasst sei, können maximal 50 Prozent als Werbungskosten berücksichtigt werden. Die Aufwendungen für eine spezielle Ausbildung zum Therapiehund sind dagegen zu 100 Prozent abzugsfähig, da hierfür kein privater Zweck erkennbar ist. Â
Tierische Fakten
- Der Löwenanteil unter den deutschen Haustieren entfällt auf 15,7 Millionen Katzen und 10,7 Millionen Hunde. Zusammen machen sie drei Viertel des Gesamtbestandes aus. Dahinter folgen mit Respektabstand Kleintiere wie Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen sowie Fische und Ziervögel. Vergleichsweise klein ist die Zahl der Mäuse, Ratten, Chinchillas, Degus oder Frettchen
- Im europäischen Haustiervergleich liegt Deutschland hinter Russland an der zweiten Stelle
- Beliebteste Hunderasse ist ein typischer Familienhund: der Labrador
- #Liebe geht bekanntlich auch durch den Magen: Hund und Katze verschlingen im Schnitt rund 100 Kilo Futter pro Jahr