Mikroimmuntherapie bei Rheuma, Beschwerdelinderung durch sanfte Regulation des Immunsystems

Wien, 26. Januar 2022

Etwa jeder vierte Mensch in Österreich leidet unter rheumatischen Beschwerden. Dabei spielt vielfach eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems eine zentrale Rolle. Die Mikroimmuntherapie ist eine gut verträgliche Methode, um die Regulationsfähigkeit des Immunsystems zu unterstützen und schädliche Entzündungsprozesse zu bremsen. Sie kann zur Vorbeugung oder Therapie, allein oder ergänzend zu konventionellen Therapien eingesetzt werden.

Bei Rheuma handelt es sich um einen Oberbegriff für rund 400 verschiedene Krankheitsbilder des Bewegungsapparats. Knochenerkrankungen, Gelenkbeschwerden & Co. werden mit zunehmendem Alter häufiger. »Dennoch ist Rheuma keine Erkrankung des Alters«, erläutert die Allgemeinmedizinerin Dr. Ilse Fleck-Václavik. Vielfach kann Rheuma schon bei jungen Erwachsenen, aber auch Kindern und Jugendlichen auftreten.

Häufige Erkrankungen, viele Ursachen

Zu den besonders häufigen Erkrankungen des sogenannten »rheumatischen Formenkreises« gehören beispielsweise Osteoporose, rheumatoide Arthritis, Fibromyalgie, Morbus Bechterew, Psoriasis-Arthritis oder Systemischer Lupus erythematodes. An ihrer Entstehung können verschiedene Ursachen und Risikofaktoren – auch gleichzeitig – beteiligt sein: durch Abbau und Alterung von Zellen bedingte sogenannte degenerative Prozesse, aber auch infektiöse und autoimmune Faktoren sowie Verletzungen. Die meisten rheumatischen Erkrankungen verlaufen chronisch, die vielfältigen Symptome und Folgeschäden können von Gelenkschmerzen oder Knochenschwäche über eingeschränkter Mobilität bis hin zu Invalidität reichen.

Zentrale Rolle des Immunsystems

Das Abwehrsystem des Körpers spielt bei der Entstehung rheumatischer Erkrankungen eine wesentliche Rolle. Normalerweise dient es der Bekämpfung von Krankheitserregern, schädlichen Substanzen und entarteten (Krebs-)Zellen. Durch Belastungsfaktoren, wie zum Beispiel Bewegungsmangel, Dauerstress oder Schlafstörungen, kann es zu einer Überreaktion des Immunsystems und/oder chronischen Entzündungen und in der Folge beispielsweise zu Rheuma, Autoimmunerkrankungen oder Allergien kommen. Dabei erkennt der Körper irrtümlich körpereigene Strukturen als fremd an und »bekämpft« sie. Dr. Fleck-Václavik: »Letztendlich entsteht ein Teufelskreislauf aus sich ständig verstärkenden, überschießenden Entzündungsprozessen.«

Wirkweise der Mikroimmuntherapie

Konventionelle Rheumatherapien sind in erster Linie darauf ausgerichtet, überschießende Immun- und Entzündungsprozesse einzudämmen. Ziel der Mikroimmuntherapie ist es hingegen, das Immunsystem zu unterstützen und eine angemessene Reaktionsweise zu trainieren. Dazu werden Immunbotenstoffe (vor allem Zytokine, welche für die Kommunikation und Koordination zwischen den Zellen des Immunsystems verantwortlich sind) in niedrigen Dosierungen eingesetzt, um das Immunsystem zu regulieren. Es werden körpereigene Vorgänge nachgeahmt und dabei optimiert. »Die Mikroimmuntherapie spricht quasi die gleiche Sprache wie das Immunsystem selbst und fördert seine Regulationsfähigkeit«, erklärt Dr. Fleck-Václavik. Sie ist damit eine Hilfe zur Selbsthilfe, gewissermaßen eine Anschubhilfe für eine korrigierte Immunreaktion. Dadurch kann der Körper wieder effizienter auf Störungen reagieren.

Breites Einsatzspektrum

Die Mikroimmuntherapie wird zur Behandlung sowohl von akuten als auch chronischen Krankheiten eingesetzt. Bei entgleisten Entzündungen wird durch den Einsatz unter anderem von spezifisch ausgewählten, niedrig dosierten Immunbotenstoffen das Ziel verfolgt, die Entzündung einzudämmen, Gewebeschäden, Schmerz und Funktionsverlust einzugrenzen und damit assoziierte Folgeerkrankungen zu vermeiden. Der Knochenabbau soll verlangsamt und die Tendenz zur Chronifizierung verringert werden.

Vielfältige Vorteile

Die Mikroimmuntherapie ist gut verträglich und für alle Altersgruppen geeignet. Die sublinguale Anwendung (unter der Zunge) ist besonders einfach und patientenfreundlich. »Die Mikroimmuntherapie kann sowohl vorbeugend als auch zur Behandlung eingesetzt werden, und zwar sowohl allein als auch ergänzend zu konventionellen Therapien«, so die Allgemeinmedizinerin.