Gütersloh: Kinesiotape. Mumpitz, ein Trend oder wirkungsvoll?
Ein elastisches Baumwollklebeband mit einer Acryl Klebeschicht soll Muskelverspannungen beheben und den körpereigenen Heilungsprozess stimulieren?
Wenn herkömmliche, manuelle Behandlungen nach Verletzungen, bei Muskelverspannungen oder Entzündungen nicht helfen, kann Kinesiotape nach Meinung von Physiotherapeuten auf effiziente Weise einen schnellen Heilungserfolg erzielen. Das Kinesiotape wurde vor rund 30 Jahren vom japanischen Arzt und Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase erfunden.
Die Methode des Kinesio Tapings wird auch Medi Taping genannt. Sie setzt auf die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Muskulatur, denn nur dann – so die Theorie – kann sich der Muskel erholen und heilen. Das elastische Tape regt die Durchblutung an und erzielt vielfach eine schmerzlindernde Wirkung.
Die Eigenspannung des Tapes liegt bei rund 10 Prozent und es kann bei Bedarf auf bis zu 100 Prozent ausgedehnt werden. So lässt es sich an jede Stelle auf der Haut und jeden Schmerzpunkt genau anpassen. Das Kinesio Tape ist wasserfest und atmungsaktiv. Die komplexe Klebetechnik gehört in die professionellen Hände eines Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten.
Die Lehre von der Bewegung gilt als sanfte und ganzheitliche Methode, um Stress und Blockaden aufzuspüren. Angewandte Kinesiologie ist kein wissenschaftlich anerkanntes, alternativmedizinisches Therapieverfahren. Es beruht lediglich auf der Annahme, dass sich Störungen der Gesundheit immer als Schwäche bestimmter Muskelgruppen manifestieren.
Inzwischen wird in 71 Prozent der Physiotherapiepraxen in Deutschland das Tape als Ergänzung zu klassischen Behandlungsmethoden eingesetzt (Umfrageergebnis von 2014).
Während der Schwangerschaft kann das Tapen für Linderung sorgen, und zwar bei …
- der Verbesserung des Lymphflusses
- der Verbesserung von Wassereinlagerungen
- der Linderung von Schwellungen an den Beinen
- der Unterstützung der Bauchmuskulatur
- der Rückbildung im Wochenbett
- der Wundheilung einer Kaiserschnittnarbe
Wirkung der Tapes, worauf sollte man achten?
Die Haut als größtes Reflexorgan kann einen Kontakt zu tiefergelegenen Muskelschichten herstellen. Vor allem über die schnell adaptierenden Meissner Körperchen in der Leistenhaut – das sind Rezeptoren der Haut, die auf Druck reagieren – sowie die langsam adaptierenden Merkel-Tastscheiben in der unteren Epidermis erfolgt dieser Reiz.
Wie die Meissner Körperchen senden auch die Merkel-Tastscheiben bei jeder Bewegung Informationen über das mit dem Tape beklebte Areal an das Gehirn. Diese Reize lösen die gezielte Unterstützung des Muskels oder des Gelenks aus und das führt zu einem schnelleren Heilungserfolg.
Taping hilft Leistungssportlern nach Verletzungen oder Muskelverspannungen und gilt inzwischen als bewährte Therapiemethode.
Nach der Anlage des Kinesiotapes muss regelmäßig geprüft werden, ob der Patient Schmerzen verspürt, die Extremität pocht, kribbelt oder sich taub anfühlt und ob die Haut kalt, blau oder blass ist.
»Aus unserer Erfahrung steigert das Taping die sensomotorische Leistung, was eine vermehrte Muskelaktivität bedeutet. Je nach Schmerzstelle stehen in unserer Physiotherapiepraxis verschiedene Größen von Kinesiotapes zur Verfügung. Die Farben hingegen sagen nichts über die Wirkung aus«, so ein Physiotherapeut aus Mainz.