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Kunst und Kultur, Literatur

Lesetipps für Gütersloh, Michael Martein, »Besuch«, satirische Erzählung zur Willkommenskultur, Durchschnittsfamilie Schubert in Gütersloh

Michael Marten machte sich mit seinem Debüt einen Namen als humoristischer Nestbeschmutzer: »Drei Klausuren und ein Todesfall« war eine bitterböse Insider-Satire aus dem Lehrerzimmer.

Von: , , Lesedauer 3 Minuten, 28 Sekunden, DOI:10.DE170236410/GÜTSEL.33528, 132.481 Views

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Michael Marten machte sich mit seinem Debüt einen Namen als humoristischer Nestbeschmutzer: »Drei Klausuren und ein Todesfall« war eine bitterböse Insider-Satire aus dem Lehrerzimmer. Abermals schwingt er nun die Feder gegen Besitzstandsdenken, Opportunismus und Doppelmoral: Hochaktuell zur sogenannten »Flüchtlingskrise« erzählt der Berliner novellistisch vom Umgang der Deutschen mit derselben und entwirft eine Parabel über die Grenzen bürgerlich-liberaler Werte.

Im Mittelpunkt des satirischen Kammerspiels »Besuch« steht Durchschnittsfamilie Schubert in Gütersloh: Der festgefügte Kosmos bürgerlicher Behaglichkeit gerät mit dem rätselhaften Erscheinen eines mutmaßlich aus Afrika stammenden Mannes durcheinander. Die liberale Weltanschauung der Schuberts wird durch den Besuch auf die Probe gestellt.

Der Ankömmling selbst bleibt in der Erzählung Projektionsfläche kleinbürgerlicher Sorgen und Neurosen. »Besuch« entlarvt mit experimenteller Präzison eine Geisteshaltung.

»Besuch« ist eine satirische Versuchsanordnung in der kleinbürgerlichen Komfortzone. Nach der Lehrerzimmergroteske »Drei Klausuren und ein Todesfall« legt Michael Marten eine absurd-komische #Parabel vor über Klischees, Vorurteile und Projektionen.

Georg Schubert führt mit Frau und Kindern ein geordnetes Leben im Vorstadtidyll. Man gibt sich weltoffen und tolerant. Doch plötzlich wird die familiäre Willkommenskultur auf die Probe gestellt.

Was macht man, wenn das »Flüchtlingsproblem« plötzlich im heimischen Wohnzimmer sitzt, noch dazu im innig geliebten Fernsehsessel? Was, wenn sich die Ehefrau erst engagiert und dann afrikanisiert? Und sich dieser Besuch ganz anders verhält, als man erwartet?

Michael Marten

Michael Marten wurde im vergangenen Jahrtausend in Lünen am Rande des Ruhrgebiets geboren. Ein handelsüblicher Lebenslauf mit Abitur, Zivildienst, Universität. Auf das Studium folgten Flucht ins Ausland (Griechenland) und reumütige Rückkehr. Seitdem wohnhaft in Berlin-Neukölln und an einer Berliner Schule tätig.

Sein erster Roman »Drei Klausuren und ein Todesfall« erschien 2012 bei Satyr und 2014 als »Aufbau« Taschenbuch.

Stimmen (»Drei Klausuren und ein Todesfall«)

»Eine bitterböse Satire«, »Berliner Morgenpost«

»Locker und witzig geschrieben«, »Ruhrnachrichten«

Textausschnitt

»Im Wohnzimmer saß ein Afrikaner.

Marianne war in der Küche, und ich fragte sie, wer der Kerl sei und was er hier in unserer Wohnung mache. Sie wusste es nicht. Er sei halt auf einmal da gewesen. Am Morgen sei sie zum Wochenmarkt gegangen, Wolfsbarsch kaufen, Schalotten und Knoblauchzehen, wie nahezu jeden Freitag, dann auf eine Tasse Kaffee zu Ariane, die habe Beziehungsprobleme, das wüsste ich doch, da gebe es Gesprächsbedarf, die Beziehung zu Harald sei nicht frei von Spannungen, da …

Ich seufzte laut und verschränkte die Arme vor der Brust. 

Als sie heimkam, die Einkaufstaschen abstellte und ins Wohnzimmer ging, um durchzulüften, da saß er halt schon da.

Im Fernsehsessel.

Ich fragte sie, warum sie nicht die Hausverwaltung kontaktiert oder die Polizei angerufen habe. Wegen Hausfriedensbruchs und so. Aber der sitze doch einfach nur da, ganz friedlich, und tue niemandem was. Wahrscheinlich werde er sowieso bald verschwinden. Vielleicht wolle er sich einfach nur etwas ausruhen. Es sei schließlich ein weiter Weg von Afrika nach Gütersloh-Nord. Außerdem sollte ich nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich so einen Aufstand machen. Sie zeigte auf die Kartoffeln, die auf dem Tisch lagen, und drückte mir ein Messer in die Hand. Marianne hasst es, Kartoffeln zu schälen, ich mag Oreganokartoffeln.«

Satyr Verlag

Der Satyr Verlag ist ein Berliner Independentverlag für #Humor, #Satire und #unterhaltende #Belletristik. Er wurde im Jahre 2005 als Teil des Kleinkunstnetzwerkes »BlueFun« gegründet und wird seit 2011 von dem Berliner Autor und Satiriker Volker Surmann als eigenständiges Unternehmen fortgeführt. Satyr ist Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und als unabhängiger Belletristik-Verlag Mitglied im Freundeskreis der Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturzene.

Er wurde im Jahre 2005 als Teil des Kleinkunstnetzwerkes BlueFun gegründet und wird seit 2011 von dem Berliner Autor und Satiriker Volker Surmann als eigenständiges Unternehmen fortgeführt. Satyr ist Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und als unabhängiger Belletristik-Verlag Mitglied im Freundeskreis der Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturzene.

Hardcover, 144 Seiten, Print ISBN 978-3-947106-11-0, 18 Euro, E-Book 11,99 Euro

Salenti

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