Vorurteile, nein danke! Toleranz in der Kita
Vor allem durch unsere multikulturelle Welt mit Kindern verschiedener Migrationshintergründe, unterschiedlicher Hautfarben und Wesenszügen entstehen oft Vorurteile. Manche Kinder sind verunsichert und verstehen nicht, warum andere Kinder nicht so sind, wie sie selbst. Ein offener Umgang mit allen Aspekten kultureller Unterschiede seitens der Erzieher und Eltern ist somit wichtig, um ein harmonisches und verständnisvolles Miteinander in der Kita zu gewährleisten.
Stefan Schulz kennt sich als Geschäftsführer eines Kita-Trägers in Berlin bestens mit den alltäglichen Schwierigkeiten und Konfrontationen der Kinder aus. Sein Wissen über die verschiedenen Dynamiken in einer Kita, über Insider-Informationen oder das Management ist groß und seine Vision ist es, nicht nur sein Fachwissen weiterzugeben, sondern auch seine ganz persönlichen Erfahrungen zu schildern.
In diesem Gastbeitrag möchte uns Stefan Schulz verraten, wie wichtig Toleranz in der Kita ist und worauf es dabei wirklich ankommt.
Offenheit von allen Seiten
Eine von vornherein offene und völlig selbstverständliche Haltung gegenüber unterschiedlicher Kulturen seitens der Erzieher und Eltern ist von großer Wichtigkeit. Die Integration von multikulturellen Materialien in der Kita kann dabei helfen, Vorurteile zu vermeiden. Sind Bücher aus allen möglichen Ländern, mit Abbildungen verschiedener Hautfarben und Kleidungen in den Einrichtungen vorhanden, so hilft das den Kindern, die unterschiedlichen Kulturen als ganz normal anzusehen. Aber auch Puppen oder Figuren mit unterschiedlichen Hautfarben und Spiele, welche verschiedene Lebensarten darstellen, können Kinder dabei unterstützen, toleranter gegenüber Kulturen zu werden. Aufzuzeigen, dass Vielfalt nicht nur etwas ganz Normales ist, sondern sogar spannend und aufregend sein kann, ist ein großer Schritt in Richtung Integration.
Nicht nur kulturelle Unterschiede können zu Streitereien und Vorurteilen führen, auch die Geschlechter werden häufig in Schubladen gesteckt. Hier hier ist es wichtig, beispielsweise den Jungs zu vermitteln, dass es völlig in Ordnung ist, mit Puppen zu spielen oder ein pinkes T-Shirt zu tragen. Andersherum soll den Mädchen das Gefühl gegeben werden, dass sie selbstverständlich mit Autos und Traktoren spielen dürfen und dass es auch kein Problem ist, wenn sie einen blauen Batman-Pullover tragen.
Kommunikation ist das A und O
Keine Fragen sollten seitens der Kinder offenbleiben. Für ein gutes Verständnis internationaler Unterschiede, müssen Erzieher wie Eltern offen und ehrlich kommunizieren. Wenn die Kinder nicht ohnehin von sich aus Fragen in diese Richtung stellen, kann man sich auch diskriminierende Alltagssituationen aussuchen und diese kindgerecht darstellen. Wenn Erzieher merken, dass ein Kind ausgegrenzt wird, so ist es wichtig, dies direkt bei den Kindern anzusprechen und mit ihnen zu klären, warum es zu dieser Situation gekommen ist. So erreicht man bei den Kindern ein besseres Verständnis, was wiederum dazu führt, dass sie nachfolgend mehr aus Mitgefühl und Liebe handeln, und weniger aus Unwissenheit.
Geduld ist der Schlüssel
Es ist ganz klar, dass Kinder nicht immer sofort verstehen, was man ihnen sagt. Somit ist es essentiell, geduldig zu sein und ihnen die Dynamiken immer und immer wieder zu erklären. Mit der Zeit wächst auch das Verständnis bei den Kindern. Wichtig ist hier, nicht aufzugeben, denn sonst könnte es passieren, dass Kinder wieder in alte Muster fallen und aus Vorurteilen schnell Mobbing wird.
Kompetenz in Sachen unterschiedlicher Kulturen
Was bringt es, den Kindern etwas über Migrationshintergründe beibringen zu wollen, wenn man selbst, als Erzieher oder Elternteil, keinen blassen Schimmer davon hat. Es ist also wichtig, sich selbst, auch unabhängig von den Kindern, über verschiedene Kulturen, über Flüchtlingsdynamiken, unterschiedliche Religionen und Traditionen zu informieren. Somit kann gewährleistet werden, dass die Kinder das richtige Wissen vermittelt bekommen. Lediglich das Verständnis für verschiedene Situationen kann Voreingenommenheit, Unmut und Ablehnung seitens der Kinder in Luft auflösen, denn Wissen beugt Vorurteilen vor.
Fazit
Das eigene Hintergrundwissen und ein tiefes Verständnis für unterschiedliche Situationen ist von großer Bedeutung, wenn man Kindern beibringen möchte, sich zu integrieren. Sich Zeit zu nehmen und nichts zu überstürzen, ist ein wichtiger Bestandteil des Erzieheralltages. Die kulturelle Vielfalt ist eine spannende Bereicherung und sorgt dafür, dass wir nie aufhören, zu lernen und neues Wissen zu generieren.
Stefan Schulz hat insgesamt fünf eigene Kitas aufgebaut und bei der Gründung von 13 weiteren geholfen. Somit konnte er jahrelange Erfahrung sammeln und ist glücklich, nun sein Wissen an Erzieher und Eltern weitergeben zu dürfen.