#Digitalisierungskongress an der FH #Bielefeld: Keynote-Speakerin fordert Demokratisierung von Data- und #Künstlicher #Intelligenz
- Mina Saidze ist »Data-Evangelist« und stimmt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein auf die Aufgaben und Ziele des Kongresses »Digitale Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung«, zu dem die Fachhochschule Bielefeld vom 17. bis 19. November 2021 einlädt.
Bielefeld (fhb). Die Digitalisierung als Megatrend in Wirtschaft und Gesellschaft ist ein Faktum. Während bis vor Kurzem vor allem die Diskussion des technisch Möglichen den Diskurs prägte, geht es mittlerweile verstärkt auch um eine Auseinandersetzung mit den Einsatzfeldern und Folgen datenbasierter, digitaler Technologien für den Menschen, für Organisationen, für die Gesellschaft und für die Umwelt. Diese Wendung im Diskurs zeichnet der online stattfindende Fachkongress »#Digitale Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung« an der Fachhochschule (FH) Bielefeld nach und möchte positive Ansätze für eine gedeihliche Entwicklung der Digitalisierung aufzeigen: Vom 17. bis zum 19. November 2021 gilt es, digitale Innovationen aufzuspüren, ihre Bedeutung für eine nachhaltige Lebens- und Arbeitswelt herauszuarbeiten und Gestaltungsimpulse abzuleiten. Die Tagung wird im Rahmen des 50. Jubiläumsjahres der FH Bielefeld unter dem Motto »50 Years of Future« ausgerichtet.
Warum Digitalisierung Datendemokratisierung braucht, darüber spricht am Donnerstag, 18. November 2021, um 10.30 Uhr Mina Saidze, mehrfach ausgezeichnete Gründerin und Data Evangelist mit einer Leidenschaft für »Diversity in Tech«. Die FH Bielefeld hat ihr vorab zur Einstimmung auf den Kongress schon einmal fünf Fragen gestellt:
Was ist Ihre Mission als »Data Evangelist«?
Demokratisierung von »Big Data« und Künstlicher Intelligenz heißt für mich, dass ich diese für jeden nutzbar und zugänglich machen und dadurch Hürden abbauen möchte. Ich leiste Hilfestellung und Beratung an vielen Etappen auf dem Weg zur Nutzung von Daten und bilde Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen aus, datengetriebene Technologien zu verstehen, und das Thema zugänglich machen. Ich demokratisiere Data und Künstliche Intelligenz (KI), indem ich mich intensiv dem Thema Teilhabe widme, und zwar nicht nur für Technikbegeisterte, sondern auch für Menschen ohne Tech-Hintergrund, damit sie am gesellschaftlichen Fortschritt und in ihrem Unternehmen daran teilhaben können. Von besserer Teilhabe aller profitiert die ganze Gesellschaft, denn wir brauchen alle Talente, um die Welt von morgen zu bauen. Hierfür biete ich Bildungsformate an, um die Brücke zwischen Tech und Business zu bilden. Außerdem entwickle ich Strategien und Best Practices, um eine dateninformierte Kultur innerhalb von Unternehmen zu fördern.
Was möchten Sie den Studenten, die an dem Kongress teilnehmen, mitgeben?
Wenn die Studenten zu den Technikfreaks irgendwann nicht mehr sagen »Du bist aber nerdy«, sondern »Hey, Du bist aber cool«, dann hat dieser kreative, teamorientierte Berufszweig das Image, das er meiner Meinung nach verdient.
Sie setzen sich für »Diversity in Tech« ein – warum ist das aus Ihrer Sicht so wichtig?
»#Diversity« – sei es in Technologie oder anderen Bereichen – wird häufig immer noch als Employer-Branding-Strategie oder CSR-Maßnahme betrachtet. Was dabei oftmals vergessen wird: Mehr Teilhabe von unterrepräsentierten Gruppen wie Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und »People of Color« am digitalen Arbeitsmarkt fördert unsere Volkswirtschaft. Allein aus ökonomischen Gründen ist es sinnvoll, Diversity in Tech zu fördern, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Daher ist es umso wichtiger, einen Rahmen zur Fort- und Weiterbildung und eine inklusive Unternehmenskultur zu schaffen. Damit wirken wir dem »Diversity Gap« in der technologiebasierten Industrie entgegen. Mein Team und ich unterstützen hierbei Unternehmen und Organisationen mit unserer Expertise. Auch müssen wir uns in der modernen Arbeitswelt von der geradlinigen Bilderbuchkarriere verabschieden: Durch den technologischen Wandel ist lebenslanges Lernen unerlässlich, und aufgrund des Fachkräftemangels brauchen wir mehr Quereinsteiger, die flexibel auf Änderungen reagieren können. Hierfür benötigt Deutschland ein Anerkennungssystem für informelle Bildung, das es bislang nicht gibt und das den Einstieg in die Tech-Industrie erleichtern kann.
Die FH Bielefeld hat kürzlich die »Data Literacy Charta« des Stifterverbands unterzeichnet und bietet gezielte Veranstaltungen zum Thema Datenkompetenz an. Zudem gibt es ein Verbundprojekt der FH Bielefeld, der Uni Bielefeld und der Uni Paderborn zu Datenkompetenzen beziehungsweise »Data Literacy Skills«. Wie sehen Sie diese Schritte?
Das sind alles großartige Schritte von der FH Bielefeld, die ich begrüßenswert finde.
Generell geht Deutschland langsam in die richtige Richtung. Ich finde es wichtig und richtig, dass noch weiter in Künstliche Intelligenz investiert und die Bildungspolitik dahingehend ausgebaut wird. So erhöhte die Bundesregierung die Investitionen des Bundes in KI von drei auf fünf Milliarden Euro bis 2025. Außerdem haben Bund und Länder Anfang 2021 bekannt gegeben, dass sie 133 Millionen Euro investieren, um die Lehre über und mit KI an den Hochschulen zu fördern. Damit verfolgt Deutschland vor allem ein Ziel: Die Künstliche Intelligenz soll uns zu einem großen Innovationstreiber in Europa machen und dafür sorgen, dass wir im Wettbewerb – gegen Länder wie China, Indien oder die #USA – bestehen können. Das ist zwar alles begrüßenswert, aber wirklich zufrieden bin ich immer noch nicht.
In Debatten über Technologie fokussieren wir uns lediglich darauf, ob wir die Staatskasse zum Klingeln bringen. Wir vergessen dabei, dass wir analog dazu eine gesellschaftliche Debatte führen müssen. Das bedeutet, dass wir die Gefahren wie Machtmissbrauch und Voreingenommenheit von datengetriebener Technologie nicht nur erkennen, sondern ihnen aktiv vorbeugen. Dafür setzen wir uns auch bei Inclusive Tech ein: Wir wollen einen verantwortungsvollen Umgang mit Zukunftstechnologien, sodass gesellschaftliche und soziale Implikationen mitgedacht werden. Zudem unterstützen wir auch die Forderung des KI-Bundesverbandes, das Schulfach »Datenkunde« ab der Dritten Klasse als Pflichtfach einzuführen.
Worauf werden Sie in Ihrer Keynote beim Kongress an der FH Bielefeld besonders eingehen?
Ich werde darauf eingehen, warum ohne Datenkompetenz die Digitalisierung in Deutschland nicht gelingen wird und was sich schleunigst ändern muss, damit wir zukunftsfähig bleiben.
Weitere Informationen
Das Rahmenprogramm des Fachkongresses »Digitale Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung« beginnt am Mittwoch, 17. November 2021, um 19 Uhr mit einem virtuellen »Science Slam«. Der eigentliche Kongress beginnt am Donnerstag, 18. November um 9.30 Uhr online und wird live gestreamt. Los geht es um 9.30 Uhr mit der Begrüßung durch die Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld, Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk. Um 9.45 Uhr spricht Journalist und Brandeins-Mitbegründer Wolf Lotter über »Zusammenhänge: Wie wir lernen, die Welt wieder zu verstehen.« Daran schließt sich ab 10.30 Uhr die Keynote von Mina Saidze an. Von 11.30 bis 18 Uhr laufen parallele Sessions zu »Digitalisierung in Wirtschaft und Technik«, »Digitalisierung in Gesundheit und Sozialwesen«, »Digitales Lehren und Lernen«, sowie ‚»Digitale Kompetenzen und Souveränität«.
Die Begrüßung und die Keynotes am 18. November 2021 können ohne vorherige Anmeldung im Live-Stream verfolgt werden. Für einige Beiträge in den Sessions ab 11.30 Uhr ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Teilnahme ist kostenlos. Den Link zum Live-Stream, das Programm und Infos zur Anmeldung gibt es unter www.fh-bielefeld.de/forschung/fachkongress-digitale-innovation-2021 …
Am Freitag, 19. November 2021, veranstaltet der fachbereichsübergreifende Forschungsverbund »CareTech OWL – Zentrum für Gesundheit, Soziales und Technologie« ein Symposium. In drei Sessions und einer Podiumsdiskussion wird erörtert, wie mit einem breiten interdisziplinären Zugang und einer ganzheitlichen Sicht mit Hilfe von Technik Innovationen für Versorgungskontexte in den Feldern gesundheitlicher, pflegerischer, therapeutischer und sozialer Unterstützung befördert werden können.