Das »Bank Austria #Kunstforum #Wien« widmet Rebecca Horn die erste umfassende Werkschau seit knapp 30 Jahren in Österreich. Sie zählt zu den außergewöhnlichsten und vielseitigsten Künstlerinnen ihrer Generation. Die #Ausstellung zeigt wichtige Arbeiten ihres komplexen #Œuvres, deren Spektrum von frühen Performance-Dokumentationen bis hin zu aktuellen Installationen reicht.
Der Fokus liegt dabei auf den Verflechtungen der unterschiedlichen #Genres. Die Ausstellung will Konstellationen aufzeigen, die für das Werk Horns konstitutiv sind, sowie einen umfassenden Einblick in ihre künstlerische Praxis geben. Erstmalig werden großformatige Installationen im Bank Austria Kunstforum Wien präsentiert und die Raumerfahrung entscheidend bestimmen.
Bekannt wurde Rebecca Horn 1972 als jüngste Teilnehmerin der epochemachenden »#documenta 5« unter dem Titel »Individuelle Mythologien« – kuratiert von Harald Szeemann. Mit ihren frühen Körperinstrumenten und #Performances, über ihre #Spielfilme und kinetischen Skulpturen bis hin zu ortsspezifischen #Installationen, aber auch mit ihren intimen Zeichnungen und Gedichten ist Horns Œuvre mehr als facettenreich. In ihrer mittlerweile fünfzig Jahre andauernden Praxis hat die Künstlerin einen ihr eigenen, symbolisch aufgeladenen Kosmos geschaffen, in dem Realität und Fiktion ineinander übergehen. Dualismen wie Materie/Geist, Subjekt/Objekt, oder weiblich/männlich werden hier überschritten. Ihr #Arbeiten ist ein wachsendes Geflecht aus #Objekten, #Motiven und #Themen, die von der Künstlerin immer wieder neu aufgegriffen werden. Sie knüpft dabei zahlreiche Beziehungen zu #Kunst-, #Literatur- und #Filmtraditionen – ebenso wie zur Mythologie und Märchenwelt.
»Es hängt alles zusammen«, sagt die #Künstlerin selbst, »ich beginne immer mit einer Idee, einer Geschichte, die sich in einen Text entwickelt, der wiederum zur Skizze wird, dann zu einem Film, daraus entstehen dann die Skulpturen und Installationen.«
Permanenter Wechsel zwischen den Gattungen
Permanent zwischen den Gattungen wechselnd, ist bis dato ein höchst komplexes Œuvre entstanden, in dem sich poetische Fragilität, Zartheit und spielerische Leichtigkeit ebenso manifestieren wie Gewalt und Zerstörung – eine unverwechselbare Mischung aus Energie, Bewegung, Körperlichkeit, Emotion, Abstraktion, Nachdrücklichkeit und Politik.
»Rebecca Horns enormes Werk lebt von kontrastreichen Vorstellungen«, stellt Ingried Brugger, Direktorin des Bank Austria Kunstforum Wien, fest »die die geschichtliche Erfahrung immer wieder transzendieren. Die Ästhetik der Schönheit und die der Hässlichkeit, das Rollenspiel zwischen Femme fatale und Femme fragile, Verfestigung und Auflösung, labile Stabilität, in die Immaterialität gleitende und dabei höchst konzentriert gebaute Materialität, zerschmettertes Ganzes: Seit den frühen 1970er-Jahren erobert Rebecca Horn die Welt in immer neuen Dimensionen.«
#Ikonische #Werke im »Bank Austria Kunstforum Wien«
Die Ausstellung im Bank Austria Kunstforum Wien vereint eine Reihe von ikonischen Werken der Künstlerin aus internationalen namhaften Sammlungen: angefangen mit dem »Überströmer« (1970) aus der Tate in London, »Der Pfauenmaschine« (1981) aus dem »Museum Ludwig« in Köln, dem »Concert for Anarchy« (1990), das auch in ihrem Spielfilm »Buster’s Bedroom« (1990) eine wichtige Rolle spielt, bis zu großformatigen Werken und Installationen aus den 1980er- und 1990er-Jahren, wie »Dialog der Silberschaukeln« (1979) aus dem Weserburg Museum für moderne Kunst in Bremen – auch dies ein Werk, das zunächst in »La Ferdinanda: Sonate für eine Medici-Villa« (1981) eine wichtige Rolle spielte – bis hin zu »High Moon« (1991) aus dem Kunstmuseum Wolfsburg und »Blue Monday Strip« (1993), das in der Ausstellung erstmalig außerhalb New Yorks zu sehen sein wird. Die raumeinnehmende Biennale-Arbeit »Concerto dei Sospiri“« (1997) bespielt als erste dreidimensionale Arbeit die Eingangshalle im »Bank Austria Kunstforum Wien«.
#Role #Model für junge Künstlerinnen- und Künstlergeneration
Bettina M. Busse, Kuratorin der Ausstellung, betont: »Rebecca Horn hat von Anfang an ihren eigenen Weg unbeirrt verfolgt: Das Frühwerk mag auf den ersten Blick stark an die feministische Aktionskunst der 1960/70er-Jahre erinnern, unterscheidet sich doch in wesentlichen Zügen davon. Rebecca Horn hat sich nie einer künstlerischen Bewegung angeschlossen. Durch ihren langjährigen Aufenthalt in New York ab 1972 hatte sie die Möglichkeit, wesentliche künstlerische Entwicklungen direkt zu verfolgen. Durch die Vielschichtigkeit ihres Werkes, dem es wie wenigen gelingt, den widersprüchlichen Kosmos des Lebens in all seinen Schattierungen mit einer Zartheit und Leichtigkeit hin bis zu unvorstellbaren Grausamkeiten einzufangen, ist das Werk der Künstlerin gerade heute wieder ungemein aktuell und für eine junge Künstlerinnen- und Künstlergeneration ein Role Model.«
Menschlicher #Körper spielt zentrale Rolle
Seit einem quälenden Sanatoriumsaufenthalt wegen Lungenproblemen in jungen Jahren ist der menschliche Körper mit seinen Möglichkeiten und Einschränkungen, seiner Energie und Ausdehnung im Raum ein zentraler Topos von Horns künstlerischem Ausdruck. Für ihre Objekte aus den 1970er- und 1980er-Jahren hat Horn die skizzierten Gestelle, Prothesen und Masken tatsächlich konstruiert und dem Träger oder der Trägerin – in manchen Fällen ihr selbst – akkurat angepasst. Ein Ausstellungsraum im Bank Austria Kunstforum Wien, in dem frühe Zeichnungen, die »Bleistift-« und die »Kakadu-Maske«, der »Überströmer« (1969 als Skizzen, 1970 als Mensch-Objekt-Maschine) und »Im Dreieck“« (1973) zu sehen sind, zeigt schon im Frühwerk der Künstlerin die enge Verflechtung von Konzept und Objekt. Später wurden aus den Mensch-Objekt-Symbiosen kinetische Objekte – ohne humane Beteiligung.
Zu ihrem politischen Bewusstsein geprägt durch die »#68er« und die Studentenbewegung kam der Einfluss von Joseph Beuys und von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Umkreis von Fluxus und Arte Povera auf die junge Studentin der bildenden Künste in Hamburg, die anschließend ein Stipendium an der »Saint Martin’s School of Art« in #London erhielt und 1972 nach New York zog. Horn verbrachte mehr als zehn Jahre in #New #York, bevor sie 1989 an der Universität der Künste in Berlin eine Professur für #Multimedia annimmt.
Horns filmisches Werk
Nicht eindeutig entzifferbaren Aktionen, die oft eine halluzinatorische Mischung aus Traum und Wirklichkeit erzeugen, wird die Künstlerin auch in ihren Filmen verwenden, die im »Kinoraum« der Ausstellung zu sehen sind: »Der Eintänzer« (1978, 47 Minuten), »La Ferdinanda: Sonate für eine Medici-Villa« (1981, 85 Minunten) und »Buster’s Bedroom« (1990, 104 Minuten) – letzterer mit namhaften Schauspielerinnen und Schauspielern wie Geraldine Chaplin und Donald Sutherland. Alle drei Filme spielen in einem unverkennbar Horn’schen Universum: Die Figuren stehen in rätselhaften Beziehungen zueinander, raffinierte Apparate werden zu Protagonisten des Geschehens, der Handlungsablauf ist mystisch bis bedrohlich. Zeitgleich zu den Filmen entstanden Notizen, Bewegungsdiagramme und Zeichnungen, in denen die Künstlerin das Ausstellungspotenzial der verwendeten Filmrequisiten auszuloten scheint, die dann tatsächlich als autonome Objekte vielfach in Einzel- oder Gruppenausstellungen gezeigt wurden.
Menschliche Maschinen, #Liebe und #Erotik
Über ihre späteren Maschinen meinte Horn selbst in einem Interview: »Meine #Maschinen sind keine #Waschautomaten. Sie besitzen fast menschliche Eigenschaften und müssen sich auch verändern. Sie sind nervös und müssen auch manchmal innehalten. Wenn eine Maschine nicht mehr weiterläuft, bedeutet das nicht, dass sie kaputt ist, sie ist nur erschöpft. Der tragische oder melancholische Aspekt der Maschine ist mir wichtig. Ich will gar nicht, dass sie ewig funktionieren.«
Liebe und Erotik sind in Rebecca Horns Œuvre allgegenwärtig und zeigen sich in allen möglichen Schattierungen und mehr oder minder maskiert – etwa als Angst, Hoffnung, Sehnsucht oder Erfüllung. Horns Wechsel zwischen den Medien, ihr Zusammenführen von Bildern, Klängen und Motorik verdankt sich dem beeindruckenden Impetus, ein großes Ganzes zu schaffen, das über das Individuelle hinaus auch eine allgemeingültige Dimension besitzt.