​Mainz (ots) Die Amtszeit von Angela Merkel geht zu Ende. Eine Ära, keine Episode. Was herausragt in dieser 16-jährigen Amtszeit, sind die historischen Krisen, mit denen sie sich als Kanzlerin konfrontiert sah: Eurorettung, Migration, Corona. Jedes Mal ging es um singuläre Herausforderungen, weitreichende Entscheidungen, die schnell getroffen werden mussten. »Krise, das ist ihr Ding«, konstatiert der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann im ARD-Film »Merkel-Jahre. Am Ende einer Ära«, der auf eine wechselhafte Beziehungsgeschichte zwischen der Kanzlerin und den Deutschen schaut. Das »Erste« zeigt die Dokumentation am Montag, 30. August 2021, ab 20.15 Uhr.

»Die Angela werde ich schon vermissen«; sagt Horst Seehofer, und hofft, auch im Ruhestand mit der Bundeskanzlerin in Kontakt zu bleiben: »Vielleicht tauschen wir dann auch Dinge aus, den Parteitag zum Beispiel, den wir in der aktiven Zeit nicht besprochen haben.« Der berühmte CSU-Parteitag 2015, auf dem Seehofer abkanzelte, ist eines der Ereignisse, um die es in der ARD-Doku »Merkel-Jahre« geht. Kurz vor dem Ende von Angela Merkels Amtszeit als Bundeskanzlerin blicken zahlreiche Weggefährten zurück: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erzählt, wie Angela Merkel sich zu Beginn ihrer Amtszeit gegen die vielen dominanten Männer in ihrem Kabinett durchsetze. Der frühere Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück erzählt, wann und warum ihm Merkel wie ein Westernheld erschien, der die Kerben auf seinem Revolver zeigt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann erklärt, welchen Arbeitsstil Angela Merkel »über alles liebt«. Und der ehemalige griechische Regierungschef Alexis Tsipras verrät, mit wem Angela Merkel 2015, während der langen Nacht von Brüssel, als der Grexit drohte, telefonierte.

»Sie kennen mich«

In ihren leichtesten Momenten reichten Angela Merkel drei Worte, um eine Wahl zu gewinnen: »Sie kennen mich.« In ihrer schwierigsten Zeit genügten drei Worte, um sie für manche zu einer Hassfigur werden zu lassen: »Wir schaffen das.« Prominente Sätze, die sich an die Person Angela Merkel knüpfen. Doch was bleibt sonst von dieser langen Amtszeit?

Rendezvous mit »Der Geschichte«

Joschka Fischer warf Angela Merkel einmal vor, sie habe in der Eurokrise »ihr Rendezvous mit der Geschichte versemmelt«. In mindestens einem Punkt hat sich Fischers Satz als falsch erwiesen: Angela Merkel hatte in ihrer Amtszeit, anders als andere Regierungschefs vor ihr, nicht ein, sondern mehrere Rendezvous mit der Geschichte: Die Bankenkrise 2008, die Eurokrise ab 2010, das Migrationsgeschehen 2015 und dann, kurz vor dem Einbiegen auf die Zielgerade, ab dem Frühjahr 2020 noch die Corona-Pandemie: Jedes Mal ging es um singuläre Herausforderungen. Bewährte Instrumente und Lösungen, auf die Politiker zurückgreifen konnten? Gab es nicht. Und: Alle diese Dramen spielten sich nicht auf Ebene des Nationalstaats ab, sondern auf der Weltbühne.

Die großen Themen über 16 Jahre

Der Film und die zugehörige Miniserie für die ARD-Mediathek (dreimal 30 Minuten) nehmen die Zeit der Kanzlerschaft Angela Merkels in den Blick, reichen also von der Bundestagswahl 2005 bis zum Sendetermin. Sie erzählen die Geschichte der »Merkel-Jahre« aber nicht in streng chronologischer Reihenfolge, sondern entlang großer thematischer Linien und historischer Wegmarken, die sich durch diese 16 Jahre ziehen.

Ausstrahlung im Ersten

»Merkel-Jahre. Am Ende einer Ära«

Dokumentation von Rainald Becker und Thomas Schneider

Montag, 30. August 2021, ab 20.15 Uhr.

ARD-Mediathek

Ab Freitag, 29. Oktober 2021, sind drei Teile von je 30 Minuten Länge in der ARD-Mediathek abrufbar, ebenso auf dem SWR-Doku-Youtube-Kanal und dem SWR-Instagram-Kanal.