Regelmäßig gibt es Beschwerden über jugendliche »Tuner«, die sich nächtens mit Autos irgendwo treffen, dort herumlärmen, »feiern« und Müll hinterlassen. Man beklagt, dass das passiert, was man sich herangezüchtet hat.
Natürlich ist das, was passiert, unschön. Und so beschließt der Rat … blablabla … und das gewählte Stadtoberhaupt unterzeichnet eine Beschlussvorlage … blablabla … und oho: Man erteilt ein Verweilverbot auf allen Parkplätzen, denn sonst würde sich das Problem ja nur verlagern. Das ist wahr. Es wird sich nun auch so verlagern. Dann treffen sie sich halt woanders, gerne beim Burger King mit den zwei Drive-In-Spuren oder wieder an den Tankstellen. Oder sonstwo. Natürlich nicht irgendwo außerhalb, darauf haben sie natürlich keinen Bock. Das ist uncool.
Nun könnte man auf die Idee kommen, den »Tunern« einen unproblematischen Treffpunkt zuzuweisen. Noch uncooler. Und ein »Verweilverbot« an den Fastfood-»Restaurants« oder Tankstellen durchzusetzen, ist schwierig: »Ich wollte gerade rein, mein Kollege auch!« … »Und Sie?« … »Ich war gerade drin, aufessen darf ich ja wohl!« … und wie oft und wo überall will man denn das Ordnungsamt nächtens patrouillieren lassen? Und wenn man sie verjagt, kommen sie in 20 Minuten wieder.
Dass sie ihren Müll in die Gegend werfen, ist asozial. Aber es findet statt – nicht ohne Grund. Einfache Lösung: 5.000 Euro Bußgeld. Feierabend. In Singapur funktioniert so etwas.
Andererseits muss man mit diesen – offenbar »Bürgern zweiter Klasse« – umgehen. Man hat ihnen seit jeher eingetrichtert, wie wichtig und prima Autos sind, dass das Statussymbole sind – und Tuningprodukte sind ja auf dem Markt – also fahren sie Autos und motzen sie auf, um vermeintlich ihren Status zu erhöhen. Mit dem Fastfood ist es dasselbe. Also tun sie genau das. Die Neueröffnung welches Lokals wurde denn in der Presse groß angekündigt und gefeiert? Der Teufel scheißt bekanntlich immer auf den größten Haufen. Er tut es. Und wo sollen sie auch hin? Sie haben keinen Bock, zu Hause herumzuhängen, und sie wollen sich treffen und »feiern«. Es gibt ja sonst wenig bis nichts. Schon gar nichts, wo man mit Autos herumprotzen kann. Tuner tunen ja weniger für sich selbst, als vielmehr für andere.
Man hat ihnen gesagt, Autos seien eine wichtige Sache, je »sportlicher« sie seien, ein desto größeres Statussymbol seien sie. Man sagt ihnen, dass Fastfood prima sei. Man sagt ihnen, dass Feiern und Saufen das Beste und Wichtigste überhaupt sei. Und dass man immer bestgelaunt und unkritisch sein müsse. Dass immer was los sein müsse. Dass alles Unterhaltung ist. Dass sich die Welt nur um sie dreht, dass sie alles können, dürfen und müssen. All das hat man ihnen gesagt und vorgemacht. Und – oh Wunder – was tun sie? Genau das. Na sowas.
Natürlich sind das keine organisierten Vereine – ist insofern eine »Kontaktaufnahme« schwierig? Tja … man redet ohnehin nicht mit jedem, schon gar nicht mit »Bürgern zweiter Klasse«. Aber eine – wie naiv – simple Idee wäre die: Mal hingehen. Andererseits: Was will man mit denen besprechen? »Lasst das, seid doch vernünftig!« … »Nö! Was willst Du, Alter?« … jeder weiß, dass sich die Jugend ungern etwas sagen lässt. Niemand lässt sich gerne etwas sagen.
Wie gesagt – man muss damit umgehen. Das Phänomen wird sich vorerst nicht abwürgen lassen, und es wäre auch ein seltsamer Gedanke, das versuchen zu wollen. Es sind auch keine »Alternativen« denkbar. Eine »area61« wird da wenig bringen. Bestenfalls könnte man dem Ganzen langfristig entgegenarbeiten … aber danach, dass es in diese Richtung geht, sieht es nicht aus. Und es ist ja auch nur eine überschaubare Gruppe, die Allermeisten verhalten sich nicht so. Das kommt hinzu.
Tatsache ist, dass man früher nicht auf die Idee gekommen wäre, Müll in die Gegend zu werfen. Und solche Treffen hätte die Polizei umgehend unterbunden. In den 80ern kam man mit einem defekten Auspuff nicht vom Hof. Man wurde umgehend angehalten und bekam eine Mängelkarte. Aber das waren andere Zeiten. Ebendrum.