Mainz (ots) Jeder Nachlass und jeder persönliche Gegenstand erzählt eine Geschichte – von kleinen Begebenheiten, Abschieden und Neuanfängen, gescheiterten Träumen und wichtigen Begegnungen. Die Ausstellung »Leben im Exil« in der Digitalen Kunsthalle von »ZDFkultur« zeichnet anhand ausgesuchter Objekte und Dokumente aus dem Deutschen Exilarchiv 1933 bis 1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main die Lebenswege von neun Menschen nach, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder politischen Haltung während der NS-Zeit zur Flucht aus Deutschland gezwungen waren. Die von engen, labyrinthischen Gängen geprägte Ausstellungsarchitektur spiegelt die beklemmende Suche nach Zuflucht wider: ab Mittwoch, 4. August 2021, unter https://digitalekunsthalle.zdf.de. Die außergewöhnliche Kindheitsgeschichte von Stefanie Zweig wurde durch die oscarprämierte Verfilmung ihres Buches »Nirgendwo in Afrika« (1995) weltbekannt. Darin erzählt die Schriftstellerin, wie sie 1938 mit ihren Eltern nach Kenia emigrierte. Neun Jahre später kehrte sie mit unvergesslichen Erinnerungen nach Deutschland zurück. In Frankfurt am Main fand sie nach dem Abitur Arbeit als Journalistin und verfasste etliche Bestseller. Ein Säckchen Erde vom Grab ihrer Großmutter in Polen und zwei kleine Holzantilopen aus Kenia gehören zu den berührenden Erinnerungsstücken, die sie ein Leben lang behielt. Eric Schaal emigrierte 1936 in die USA und machte sich dort als Porträtfotograf einen Namen. Viele berühmte Exilierte, aber auch Schlüsselfiguren des amerikanischen Kulturlebens ließen sich von ihm ablichten – von Thomas Mann über Sergej Rachmaninow bis zu Albert Einstein und Charlie Chaplin. Wie begeistert sie von Schaals Arbeit waren, lässt sich an persönlichen Widmungen auf den Fotos ablesen. Hubertus Prinz und Helga Prinzessin zu Löwenstein waren aufgrund ihrer antifaschistischen Haltung schon vor der Machtübergabe diversen nationalsozialistischen Angriffen ausgesetzt. 1933 floh das Paar nach Österreich, einige Zeit später in die USA. Dort entstand auf Initiative von Hubertus Prinz zu Löwenstein 1935 die American Guild for German Culture Freedom, eine wichtige Hilfsorganisation für deutschsprachige Exilierte. Zu ihren Unterstützern zählten Thomas Mann, Sigmund Freud und Hannah Arendt. Die Ausstellung bei ZDFkultur zeigt unter anderem eine Auswahl aus der Korrespondenz der zu Löwensteins. Walter und Lotte Meckauer sowie deren Tochter Brigitte gingen ebenfalls 1933 ins Exil. Über die Schweiz kam die Familie nach Italien, dann nach Frankreich, wieder in die Schweiz und 1947 endlich ans Ziel ihrer Träume: in die USA. Immer dabei: ein Koffer, in dem der Schriftsteller Meckauer seine Kurzgeschichten aufbewahrte. Irma und Hanns W. Lange, Mutter und Sohn, waren nach England emigriert und wurden dort nach Ausbruch des Krieges interniert – im Land lebende Deutsche galten nun als »feindliche Ausländer«. Was Irma Lange in den zwei Jahren im Internierungslager erlebte, hielt sie in bunten Stickereien und Applikationen auf einer handgefertigten Sackleinentasche fest. Hanns Lange stellte während seiner Internierung Spielzeug her. Die Tasche, Tagebücher und weitere Dokumente erlauben einen Einblick in den Lageralltag.