Das Kaiserquartier in Gütersloh

Im Zentrum von Gütersloh entsteht ein neues, lebendiges Wohnquartier in der Innenstadt und in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und Busbahnhof. Mit einer Durch­mischung aus 60 Prozent Wohnfläche und 40 Prozent Büroflächen, Praxisflchen, und Gastronomieflächen bietet es ein breites Spektrum inner­städtischer Nutzungs­möglichkeiten. So heißt es auf der Website.

Die Namensgebung ist indes sportlich: geschicktes Marketing. Das »Quartier« grenzt an die Kaiserstraße. Es grenzt aber auch an die Strengerstraße, die Friedrich-Ebert-Straße und die Eickhoffstraße. Zugegeben: Ein »Friedrich-Ebert-Quartier« würde nicht so gut klingen und nicht so recht ins Bild passen. Der alte Sozialdemokrat … da rekurriert man natürlich lieber auf den Kaiser, allein schon deshalb, weil’s einfach besser klingt.

Quartiere allenthalben: Die Gütsler AFD fordert ja sogar, das »Mansergh-Quartier« »Nachrichtenquartier« zu nennen, weil es im Dritten Reich die »Nachrichtenkaserne« war. Wenn’s aber doch nur ein »Vogelschiss« war – warum denn dann? Will sie auch fordern, das Heidewaldstadion … das Energieversum-Stadion … das Ohlendorf Stadium wieder als »Adolf Hitler Kampfbahn« zu bezeichnen?

Aber 2 Fragen seien erlaubt: Wo ist die Dachbegrünung der doch recht brachialen, klotzartigen Architektur? Oder die Photovoltaik auf den Dächern? Und wo sind die Bäume, damit sich sommers nicht alles so aufheizt? Man weiß ja inzwischen, dass viel Grün in der Stadt dem stark entgegenwirkt.

Die Preise sind nicht billig, aber die Immobilienblase dürfte so schnell nicht platzen. Schließlich gehen viele Leute in Sachwerte. Das sieht man ja allenthalben: Man will auf dem Marten Gelände bauen (dazu gibt es bei Gütsel einen Artikel, zum »Marten-Carrée«), die Architekten Herzog und Kordtomeikel wollen hinterm Fasan bauen, man will auch das Center Hotel und den ehemaligen Standort von Electro Zimmer und dem Sanitätshaus Kaske abreißen und dort bauen, Tassikas will in Avenwedde bauen – immerhin mal mit dem Umweltgedanken als energieautarke »Wasserstoffsiedlung«, eine Firma baut allenthalben und »revitalisiert«, beispielsweise Burger Kings mit 2 (!) Drive-In-Spuren, bei denen dann – so die Pressemitteilung – Gäste mit zwei Fahrzeugen gleichzeitig bestellen können. Was immer Gäste mit zwei Fahrzeugen sind. Und das Reißverschlussverfahren lieben die Deutschen ja. Denn Schalter gibt es nur einen, wie üblich.

Das sind nur ein paar Beispiele, das findet überall statt. Man spricht unter anderem innerstädtisch von »Nachverdichtung«. Man fordert auch »bezahlbaren Wohnraum«, aber das findet nicht statt. Man fordert ja so vieles, was nicht stattfindet … »Digitalisierung«, »Klimaschutz«, »Tierwohl« … und so weiter … Die »Digitalisierung« ergeht sich in Ipads und Glasfaser und irgendwas mit Internet und Apps und so. Anstatt die digitale Illiteralität der Masse anzugehen. Die Allermeisten sind sowieso beratungsresistent … und im Zeitalter des »Digitalen« glaubt ja nun sowieso jeder, alles zu können. Frei nach dem Motto: Früher wussten Wenige alles über nichts. Heute wissen alle nichts über alles. Mal das VIdeo anschauen …