Es ist ein besonderes Jahr für die Bürgerstiftung Gütersloh: Sie kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 zurückblicken, in dem neue Themen in der Projektarbeit aufgegriffen wurden und das Stiftungskapital sich weiter erhöht hat. Zugleich gilt es ein Jubiläum zu feiern. »Die älteste Bürgerstiftung Deutschlands feiert ihr 25jähriges Bestehen - so fröhlich wie möglich, so angemessen wie nötig«, sagt die Sprecherin Brigitte Büscher bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts.
»Ein starkes Wort beschreibt die Haltung, mit der wir in diesen besonderen Zeiten unsere Arbeit für Gütersloh leisten: Zuversicht!«, sagt Brigitte Büscher. »Die Corona-Pandemie kostet Kraft und doch spornt sie auch an.« So sei das Projekt »Maske auf – Nähen für Gütersloh« ein starkes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. »Wir haben Gütersloherinnen und Gütersloher gebeten, Masken zu nähen – und waren dankbar und überwältigt von der Hilfsbereitschaft.«
Zuversicht sei auch der richtige Begriff, um den Blick nach vorne zu beschreiben. »Wir feiern in der zweiten Jahreshälfte 25 Jahre bürgerschaftliches Engagement«, sagt Brigitte Büscher. »Eigentlich hätten wir schon längst zur großen Sause mit vielen Bürgerinnen und Bürgern geladen, aber das passt nun mal nicht in die Zeit. Aber so ganz werden wir das Jubiläum als älteste Bürgerstiftung Deutschlands nicht unter den Tisch fallen lassen.« Das Team Bürgerstiftung bereite unter anderem ein Geschenk für die Menschen in der Stadt vor. »Es ist etwas Bleibendes zum Mitmachen für Alle. Im September werden wir es ›auspacken‹. Wir sagen: ›Wir leben unsere Stadt‹ – und hoffen natürlich, dass unser Geschenk gut ankommt in Gütsel.«
Seit einem Vierteljahrhundert stiften Bürgerinnen und Bürger Geld, Zeit oder Ideen, weil sie von der Idee einer Bürgerstiftung überzeugt sind. »Bürgerschaftliches Engagement in einer Stadt zu leben – das ist unserem Gründungsstifter Reinhard Mohn zu verdanken, der in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden wäre«, erinnert Kuratoriumsvorsitzender Dr. Ernst Wolf. »Zwei Zahlen machen uns in diesem Jahr dankbar und stolz“, so Wolf. „Zum einen haben wir 444.000 Euro für Projekte ausgeben können. Zum anderen ist unser Stiftungskapital um etwas mehr als zwei Millionen Euro angewachsen. Das sichert langfristig die verlässliche Arbeit für die Menschen in Gütersloh.« Insbesondere drei Vermächtnissen sei diese Erhöhung zu verdanken.
Die Gütersloherin Annelore Allwermann hatte schon zu Lebzeiten gemeinsam mit ihrem Mann Werner entschieden, den »Allwermann Sozialfonds« zu errichten. Nach ihrem Tod wird ihr testamentarischer Wille nun umgesetzt. Ähnliches gilt für Dr. Joachim Bauer: Bereits 2007 hatte er als Vermächtnis an seine Heimatstadt Gütersloh den »Dr.-Joachim-Bauer-Kulturfonds« eingerichtet. Auch die Gütersloherin Ruth Röttger hatte schon vor ihrem Tod gemeinsam mit ihrem Mann Friedrich ein bleibendes Andenken an ihren Sohn schaffen wollen. Mit der Gründung des »Thorsten Wixforth Leukämiefonds« werden im Andenken an ihn Projekte für krebskranke Menschen unterstützt.
Die Projektarbeit der Bürgerstiftung setzt neue Akzente. »Wir werden das Thema „Natur und Umwelt“ noch stärker in Projekte umsetzen als bislang«, sagt Projekt-Vorstand Katrin Meyer. »So ist zum Beispiel der ›BürgerWald‹ erfolgreich an den Start gegangen – 180 Bäume wachsen und gedeihen im ersten Pflanzabschnitt und wir freuen uns auf mehr.« Die 550 Bäume, die insgesamt dank der Unterstützung von Patinnen und Paten gepflanzt werden sollen, trügen dazu bei, einen Wald fürs Leben zu pflanzen. »Wir sind uns sicher, dass dieser Wald besonders zukünftigen Generationen dienen wird: als Beitrag zur Verbesserung des Klimas.«
Fakten kompakt
Das Stiftungskapital der Bürgerstiftung Gütersloh und ihrer Treuhandstiftungen hat zum 31. Dezember 2020 knapp 12,5 Millionen Euro betragen. Damit hat sich das gesamte Stiftungskapital im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwei Millionen Euro erhöht. Die Erhöhung des Kapitals ist insbesondere aus drei Vermächtnissen von Todeswegen entstanden. Der Allwermann Sozialfonds wurde mit einem Kapital von 292.000 Euro gegründet, der Bauer Kulturfonds wurde um 1.591.000 Euro und der Thorsten Wixforth Leukämiefonds um 112.000 Euro aufgestockt.
Im Geschäftsjahr 2020 lagen die Erträge aus Kapitalvermögen, Patenschaften und anderen Spenden sowie sonstigen Einnahmen, inkl. der Aktionen der Bürgerstiftung Gütersloh und ihrer Treuhandstiftungen, bei insgesamt 819.000 Euro (Vorjahr 745.000 Euro).
Mittelverwendung: Die Bürgerstiftung Gütersloh hat gemeinsam mit ihren Treuhandstiftungen im Geschäftsjahr 2020 444.000 Euro für Projekte ausgegeben. Zusätzlich hat sie feste Zusagen für zukünftige Projekte getroffen und dafür entsprechend ihre Projektrücklagen um 189.000 Euro auf 581.000 Euro erhöht. Im Vorjahr lagen sie noch bei 392.000 Euro. Alle Zahlen sind gerundet.
Projekte von A bis Z: Adventskalender, begleitete Selbsthilfe für Arbeitslose, »Betreten erbeten«, »BürgerKolleg«, Bürger-Wald, »Deine Anne – ein Mädchen schreibt Geschichte«, »Delir im Krankenhaus«, Dialog in Deutsch, Durchatmen, EX-IN-Stipendien, Gütersloher Bildungsfonds (in 48 Kitas, 21 Grundschulen, elf weiterführenden Schulen und zwei Berufskollegs wurden bedürftige Kinder und Jugendliche unterstützt), »Gütersloher gesunde Genießer«, »Gütersloh tatkräftig«, »Hier spielt die Musik«, »Hören gehen«, Intensiv-Schwimmkurse, Jugendparlament-Wochenendseminar, »Klangkosmos Weltmusik«, »langenachtderkunst«, »Maske auf«, Preis der Bürgerstiftung, »Recovery College«, Rockoper, Schlaganfall-Beratungszentrum, Sommerakademie, »Soulbuddies«, Spendenfonds Engagement für Flüchtlinge (durch den Spendenfonds wurden 18 Einzelprojekte gefördert), »START« – Stipendien für Schüler mit Zuwanderungsgeschichte, Studienfonds OWL – Stipendien für Studierende, Studien- und Berufsorientierung am Städtischen Gymnasium, Wasserturm: Jugendkultur im Bereich der Rock- und Popularmusik.