Den Traum vom eigenen Reisemobil kann sich nicht jeder erfüllen oder möchte es auch nicht. Gut beraten ist derjenige, der vor dem Kauf ein Reisemobil mietet und seine ersten Erfahrungen mit einem Mietmobil sammelt. Danach fällt die Entscheidung leichter oder man sieht in dem Campingabenteuer längerfristig nicht die vollständige Reiseerfüllung. Die meisten großen Händler verfügen über eine Mietflotte von unterschiedlichen Fahrzeugen. Doch wer sich zur Vermietstation aufmacht, muss insbesondere in der Hochsaison mit hohen Mietpreisen rechnen. Daher sollten einige wichtige Aspekte berücksichtigt werden. Stephan Schmidt, Leiter der TÜV-Nord-Station Gütersloh, gibt Tipps für das clevere Mieten. Eine erste Checkliste hilft bei der Mietentscheidung
  • Welcher Reisemobiltyp ist für den anstehenden Urlaub der richtige?
  • Wann möchte ich in den Urlaub fahren?
  • Sind die Mietkosten in der Vor- und Nachsaison günstiger?
  • Welche Nebenkosten erwarten mich (Servicepauschale, Selbstbeteiligung bei der Vollkaskoversicherung, Campingausstattung)?
  • Bietet der Vermieter eine große Mietflotte und kann mir bei einem möglichen Ausfall des bestellten Mietmobils eine Alternative bieten?
  • Welche Grundausstattung bietet das Reisemobil?
  • Welcher Führerschein wird benötigt und welches Mindestalter ist möglich?
  • Kommt für mich auch ein privater Vermieter infrage?
  • Im Falle von eigenen Haustieren: Dürfen Hunde oder Katzen mitgenommen werden?
  • Bietet das Reisemobil ausreichend Stauraum und Zuladereserven?
Große Auswahl! Wer im Internet surft oder sich auf dem Gelände der Vermietstation umschaut, wird ein umfangreiches Angebot an Mietfahrzeugen entdecken. Für die erste Sondierung ist dies sicherlich hilfreich, dennoch sollte man sich vor der Kontaktaufnahme mit dem Vermieter die ersten Gedanken über die Größe und den Typ gemacht haben. Dies ist auch abhängig von der Personenzahl der Reisenden, dem Führerschein, dem Zielgebiet und schließlich auch von dem zur Verfügung stehenden Budget. Auf dem Hof des Vermieters stehen ebenso kompakte Kastenwagen wie geräumige und familienfreundliche Alkovenmobile. Abwägen muss man stets, ob man sich zutraut mit einem großen Fahrzeug zu reisen oder doch lieber auf ein wendiges und sparsameres Reisemobil setzt. Mit den konkreten Vorstellungen kann man gezielter anfragen, reservieren und schließlich buchen. Generell sollte man schon weit vor dem Start in den wohlverdienten Urlaub reservieren bzw. buchen, denn eine Reise mit dem Mietmobil ist so beliebt wie nie zuvor, was sich schließlich auch in den stolzen Preisen widerspiegelt. Von privat mieten ist möglich Über diverse Online-Plattformen kann man Reisemobile aus Privathand mieten. Hier ist das Angebot noch größer, denn während bei den gewerblichen Vermietern ein Fahrzeug in der Regel spätestens nach dem zweiten Reisejahr verkauft wird, werden auch so manche »Schätzchen« mit rustikaler Innenausstattung und hoher Laufleistung angeboten. Vom selbstausgebauten Campingbus bis hin zum luxuriösen Liner ist alles zu finden. Die Preise sind vergleichsweise günstiger, jedoch ist der Urlaub mit dem privaten Reisemobil nicht billig und birgt auch Risiken. Hierbei sollte man auf die Versicherungsbedingungen und Schutzbriefe achten. Von Vorteil ist jedoch, dass man vom Besitzer die Infos zum Fahrzeug einschließlich handfester Reisetipps aus erster Hand bekommt. Mit dem Mieten eines Reisemobils ist es noch nicht getan, denn für den Urlaub benötigt man auch die passende Campingausstattung, die im Wohnmobil nicht enthalten ist. Über die Campingstühle samt Tisch sowie die Küchenausstattung ist der Bedarf groß. Vielleicht helfen hierbei befreundete Camper aus. Die Privatvermieter bieten in der Regel komplett ausgestattete Reisemobile an. Generell sollte man bei der Ausstattung das zulässige Gesamtgewicht nicht aus den Augen verlieren, denn vielfach ist die Zuladung bei Reisemobilen der »3,5 Tonnen-Klasse« sehr gering. Zeit lassen bei der Übergabe Hat man sich erst einmal für ein Mietmobil entschieden und geht erstmalig mit einem Reisemobil auf kleine oder große Reise, sollte man das Fahrzeug gut vorbereitet übernehmen. Für die Einweisung und das Basispaket wird oft eine hohe Servicepauschale verlangt. Damit die vielen Infos nicht gleich auf dem ersten Campingplatz verloren gehen, sollte man sich zu bestimmten Themen die hilfreichen Erklärvideos im Internet anschauen. So manchem Einsteiger ist zum Beispiel durch das Befüllen des Frischwassertanks mit Kraftstoff oder umgekehrt ein folgenschweres und kostspieliges Missgeschick unterlaufen. Generell empfiehlt es sich, dass im Falle eines Paares beide Mieter zur Einweisung erscheinen. So können die vielen Infos besser aufgenommen und verarbeitet werden. Bei der Einweisung erhalten die Mieter auch ein Übernahmeprotokoll. Hier werden alle Mängel festgehalten und so ist es ratsam genau die Karosserie und den Innenraum zu inspizieren und Mängel wie Dellen, Kratzer, Steinschläge oder Schäden insbesondere an der Front- und Heckschürze zu dokumentieren. Im Innenraum sollte man auf die einwandfreie Funktion der elektrischen Geräte wie Kühlschrank, Heizung oder wenn vorhanden der Klima-Anlage achten. Gleiches gilt für die einwandfreie Funktion des Gasanlage! Alle Mängel, sofern sie nicht behoben werden können, werden in einem Übergabeprotokoll festgehalten und bei der Rückgabe wird der Zustand des Fahrzeugs damit abgeglichen. Bei selbstverschuldeten Mängeln muss der Mieter die Kosten tragen, die meistens noch in dem Rahmen der Selbstbeteiligung der Vollkaskoversicherung von bis zu 1.500 Euro liegen und somit vom Mieter zu zahlen sind! Unterschiedliche Grundausstattung Während die privaten Mietmobile in der Regel sehr umfangreich ausgestattet sind, bieten die Fahrzeuge von gewerblichen Vermietern eine Grundausstattung. Generell sollte das Mietmobil über ein 230-Volt-Kabel (CEE-Anschlusskabel zum Anschließen auf dem Camping- und Stellplatz), über Auffahrkeile (ebenes Stehen des Reisemobils), eine gefüllte Gasflasche und nach Bedarf über einen Fahrradträger verfügen. Vielfach ist auch die Sanitärflüssigkeit für die Chemie-Toilette enthalten. Bevor es losgeht, sollte man überprüfen, ob Warnweste, Warndreieck und ein Verbandskasten vorhanden sind. Freikilometer beachten Je nach Reisedauer und Reiseziel addieren sich die gefahrenen Kilometer zu einer beträchtlichen Summe. Es ist daher ratsam vor der Buchung die zu erwartenden Kilometer zu kalkulieren und mit den angebotenen Freikilometern zu vergleichen. Die zusätzlich gefahrenen Kilometer werden bei der Übergabe in Rechnung gestellt und können je nach Anbieter und Fahrzeugtyp bis zu 40 Cent (und mehr) pro Kilometer betragen. Finanziell kann es sich auch lohnen, das Reisemobil über einen längeren Zeitraum zu mieten und sich den Mietzeitraum mit der Familie, Freunden und Bekannten aufzuteilen. In diesem Fall sind jedoch Absprachen mit dem Vermieter notwendig. Der TÜV-Nord-Tipp Wer sich über den Kauf eines Reisemobiles Gedanken macht und nur wenige Wochen im Jahr verreisen kann, sollte das Mieten vorziehen! Ein gekauftes Reisemobil benötigt einen größeren Abstell- oder Einstellplatz und verursacht zahlreiche Kosten wie Kaufpreis, Kfz-Versicherung, Kfz-Steuer, Hauptuntersuchung und Gasprüfung, Inspektion und Reparatur. Darüber hinaus unterliegt das Reisemobil einem Wertverlust, der zurzeit allerdings prozentual geringer ist als bei einem Pkw. Weitere Infos unter https://www.tuev-nord.de/de/privatkunden/ratgeber-und-tipps/wohnmobil-ratgeber/anmieten-eines-wohnmobils/ …