Experten der Klinikhygiene sehen schon länger einen Zusammenhang zwischen medizinischer Reinigung des Mund-Rachenbereiches und der Senkung aufgenommener Viruslast sowie weiterer Übertragungen. Erste Labordaten, speziell zu COVID-19, sind seit Herbst 2020 bekannt, doch klinische Ergebnisse standen aus. Diese wurden jetzt veröffentlicht [1].
Seit März 2020 arbeiten Bielefelder Wissenschaftler am Nachweis, dass mit medizinischer Mund- und Rachenreinigung, neben bestehenden AHA-L-Maßnahmen, ein wertvoller Beitrag zur Eindämmung der Pandemie geleistet werden kann.
Bereits erste Datenauswertungen Anfang 2021 deuteten auf »einen Erfolg mit außergewöhnlichem Stellenwert hin«, lautete das Zwischenfazit. Die Untersuchungsergebnisse von insgesamt 34 stationär behandelten COVID-19 Patienten ergaben eine signifikante Abnahme der Viruslast um bis zu 90 Prozent nach einmaliger Verwendung. Mit dieser Reduktion der Viruslast sinkt auch das Risiko einer Übertragung der Viren. Eine unabhängige Prüfung dieser Daten im »Peer-Review-Verfahren« stand aus. Gerade wurden die Daten im »European Archives of Oto-Rhino-Laryngology« publiziert. In einem erst im April veröffentlichten Paper bekräftigen Mediziner aus England, gemeinsam mit Wissenschaftlern aus den USA und Südafrika ihre, auf gesammelten wissenschaftlichen Fakten basierende Schlussfolgerung, dass auch eine Ausbreitung der Viren im Körper durch viruzid wirkende Mundspülungen verringert werden kann. Die Schwere und der Verlauf einer COVID-19-Erkrankung sind demnach stärker abhängig von der Viruslast, als vom Alter der Patienten.
Die in Deutschland speziell entwickelte Mund- und Rachenspülung ist bereits seit Anfang 2021 auf dem Markt. Das viruzid wirkende Produkt wird seither auch von medizinischem Personal, von Rettungskräften oder auch von Lehrern verwendet. Die alkoholfreie Lösung enthält oberflächenaktive Substanzen und ist für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Die Aktiv-Substanzen können sich an der Virusoberfläche anlagern. Das Eindringen des Virus in die Wirtszelle der oralen Schleimhaut kann somit auf physikalische Weise verhindert werden.
Das Produkt steht für einen weiteren Baustein im Kampf gegen das Virus. Keine der bisherigen Maßnahmen soll ersetzt werden. Einziges Ziel ist es, durch kumulativen Effekt, den Schutz der Bevölkerung weiter zu erhöhen, dort wo es zu Kontakten kommen kann.
»Bei der vorbeugenden Anwendung geeigneter Präparate zur Reduktion der Viruslast wurden wir bislang nicht gehört«, bestätigt Eduard R. Dörrenberg, geschäftsführender Gesellschafter der Bielefelder Dr.-Wolff-Group, die die untersuchte viruzid wirkende Spülung entwickelt hat. »Wir waren von Beginn an von der Qualität der erhobenen Daten und von den Aussagen zur medizinischen Mund- und Rachenspülung überzeugt. Nach dem nun abgeschlossenen ›Peer-Review-Verfahren‹ wurde der wissenschaftliche Nachweis auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das ist ein großer Erfolg«, bestätigt Dr. Erik Schulze zur Wiesche, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Dr. Wolff.
Neue Erkenntnisse
Der Bedarf weiterer Daten und Erkenntnisse ist hoch. So hoffen die Wissenschaftler, auch über die nun erfolgte Publikation, eine tiefergehende wissenschaftliche Diskussion und entsprechenden Austausch anzustoßen.
Die erfolgte Publikation der Daten zur Reduktion einer Viruslast zeige laut Schulze zur Wiesche, dass die bisherigen Erkenntnisse einer unabhängigen wissenschaftlichen Überprüfung standhielten. Neu sind jetzt allerdings Daten, nach denen auch ein Langzeiteffekt möglich scheint. Laut dem jetzt veröffentlichten Paper liegen inzwischen erste Ergebnisse vor, wonach bei Patienten sogar eine Effektdauer der einmaligen Anwendung einer Mund- und Rachenspülung von bis zu sechs Stunden möglich sei. »Wir streben weitere Untersuchungen an, um auch hier Gewissheit zu erlangen«, bestätigt Dörrenberg.
Das bisherige Fazit der Wissenschaftler lautet: »Wir empfehlen die Anwendung von Mundspüllösungen bei COVID-19-Patienten, da unsere Ergebnisse auf eine Verringerung der Infektiosität hinweisen und möglicherweise den Schutz von Angehörigen der Gesundheitsberufe unterstützen. Ein weiterer positiver Effekt der rezeptfreien Formulierung kann durch die Verwendung des Wirkstoffes Zink begründet sein, da dieser vorteilhaft für die Genesung der Patienten sein könnte.«
Für wen und wann ist die Mund- und Rachenspülung geeignet?
Personengruppen: Noch nicht geimpfte Personengruppen: Schüler, Schwangere, Stillende, Personen mit sozialen Kontakten, ob geimpft oder nicht (vollständig) geimpft: Polizei, Lehrer, Kindergärtner, Mitarbeiter in Cafés, Gaststätten, Hotels, Supermärkten, Geschäften, Drogerien, Museen, et cetera, Taxifahrer, medizinisches- und pflegendes Personal: Arztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken, Physio-Praxen, Altenheime, körpernahe Dienstleistungen: Kosmetik, Friseur, Personal in Impfzentren oder Teststationen, (Profi-)Sportler, Bühnenkünstler, Pfarrer, Pastoren, Rabbis, Imame, freie Redner, Bestatter, Standesbeamte, et cetera. Situationen: Vor allem, wenn keine Masken getragen werden können: Arbeitsplatz, Urlaub: Hotel oder Restaurant, Fortbewegung: öffentlicher Nah- und Fernverkehr (zum Beispiel Bus, Bahn, Taxi), Flughafen, Restaurant, Freizeitaktivitäten: Sport, Freizeitparks, Shopping, Profi-Sport (Wettkampf und Training), private Feiern, Hochzeiten, Besuche von Freunden oder Angehörigen, Gottesdienste oder andere religiöse Zusammenkünfte.
[1] Schürmann, M., Aljubeh, M., Tiemann, C. et al. Mouthrinses against SARS-CoV-2: anti-inflammatory effectivity and a clinical pilot study. Eur Arch Otorhinolaryngol (2021). https://doi.org/10.1007/s00405-021-06873-8