Gütersloh (gpr). Die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus schränken das alltägliche Leben viele Kinder und Jugendlicher enorm ein. Außer den Schulen mussten auch die Jugendtreffs der Stadt Gütersloh bis auf Weiteres schließen. Um die Bildungs- und Freizeitangebote aufrechtzuerhalten, haben die städtischen Sozialarbeiter sowie die Schulsozialarbeiter neue kreative Formate für die Kinder- und Jugendförderung entwickelt. Vor allem über neue digitale Formate bleiben sie jetzt in Kontakt.
Wo sonst 25 bis 40 Jugendliche täglich zusammenkommen, gemeinsam kreativ und aktiv werden oder Hilfe bei den Hausaufgaben erhalten, herrscht momentan Stille: Der »Bauteil 5«, einer der elf Jugendtreffs in Gütersloh, kann momentan nicht als Treffpunkt durch viele Gütersloher Jugendliche genutzt werden. »Unsere Arbeit in der Kinder- und Jugendförderung wurde von 100 auf null gesetzt«, beschreibt Ines Lehn, Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendförderung bei der Stadt Gütersloh, rückblickend die Situation Mitte März. Doch schnell wurden neue Ideen gesammelt: Die Sozialarbeiter der Jugendtreffs sowie in den städtischen Schulen setzten sich in digitalen Teamsitzungen zusammen. »Zunächst sind wir mit den Jugendlichen über Soziale Medien in Kontakt getreten und haben ihre Wünsche und Anregungen aufgenommen«, erzählt Sara Aydin, Sozialarbeiterin im Bauteil 5. Aus den Ideen entwickelte das Team neue Kontaktmöglichkeiten, die in dieser Zeit vor allem auf digitalem Wege stattfinden. Ein neuer »Bauteil 5-Wochenplan« berücksichtigt die Wünsche der Jugendlichen und fordert zum Mitmachen auf. Vom digitalen »Quiztag« am Mittwoch über einen Online-Rezepte-Austausch am Freitag bis hin zu Video-Livechats dienstags und samstags – jeden Tag gibt es ein neues Angebot. »Besonders die Live-Chats auf unserem Instagram-Kanal bringen viele der Jugendlichen gleichzeitig zusammen«, freut sich Aydin. Dort starten die Sozialarbeiter ein Livevideo, bei dem sie einzelne Teilnehmer dazuschalten können und mit ihnen über festgelegte Themen sprechen. Weitere Nutzer können gleichzeitig über eine Chatfunktion miteinander kommunizieren. So wurde schon gemeinsam Sport gemacht oder musiziert und gesungen.
Aber auch die Angebote zur persönlichen Beratung wurden ausgeweitet zu den normalen Öffnungszeiten sind die Sozialarbeiter jetzt telefonisch für die Jugendlichen erreichbar. »Wir merken, dass die Situation die Jugendlichen sehr beschäftigt«, so Aydin. Für viele ist die aktuelle Situation eine große Herausforderung, mit der sie unterschiedlich umgehen. Sie benötigen Informationen, wollen ernst genommen werden und brauchen ein offenes Ohr für ihre Ängste. Ãœber die vielen digitalen Angebote hinaus haben sich die elf Jugendtreffs weitere Anregungen für Kontakt- und Freizeitangebote überlegt. So werden unter anderem Briefe und Postkarten verschickt und Bastelanleitungen bereitgestellt. Rund um das Jugendhaus Don Bosco werden zum Beispiel »Jugendhaus-Steine« versteckt, die die Jugendlichen suchen können und über die ein virtueller Austausch entsteht.
»Alle Einrichtungen und Kollegen schaffen in der derzeitigen Situation aktiv viele neue Möglichkeiten, um mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben«, unterstreicht Ines Lehn. »Dafür geht mein großer Dank an alle Akteure in der Kinder-, Jugend- und Schulsozialarbeit.« So hat die städtische Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit für die etwa 30 Schulsozialarbeiterinnen und –arbeiter an den städtischen Grundschulen und den weiterführenden Schulen zum Beispiel ein neues Kurzkonzept für die aktuelle Situation entwickelt. Die Beratungsangebote für Schüler, Eltern und Lehrer finden telefonisch, per E-Mail oder mit genügend Abstand an der Haustür statt. »Die Kolleginnen und Kollegen suchen aktiv den Kontakt«, so Lehn. Jetzt sei es besonders wichtig, den Kindern und Jugendlichen Unterstützung in der Zeit des »Homeschoolings« zu geben.
Die neuen Ansätze und Ideen seien insgesamt sehr spannend, da sind sich Ines Lehn und Sara Aydin einig. »Einiges können wir sicherlich künftig als ergänzende Angebote weiterausbauen«, sagt Ines Lehn. Diese Angebote könnten dauerhaft aber kein Ersatz für die persönlichen Begegnungen in den Räumen und Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit sein. »Die Beziehungsqualität über die digitalen Medien fehlt einfach«, so Lehn. Die städtische Kinder- und Jugendförderung schaut aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Und hofft, nach den Absagen in den Osterferien, zumindest in den Sommerferien ein kleines Angebot an Ferienspielen anbieten zu können. Unter dem Motto »Ferien in Gütersloh« werden derzeit mögliche Konzepte ausgearbeitet, um Kindern und Jugendlichen in kleineren Gruppen Angebote innerhalb der Stadt zu ermöglichen, wenn die aktuelle Situation dies bis dahin wieder zulässt.