Restez chez vous! – Bleiben Sie zuhause! – So wird in Güterslohs französischer Partnerstadt die Anforderung an die Bevölkerung in der aktuellen Corona-Situation auf den Punkt gebracht. Und Bürgermeister Gil Avérous, der mit überwältigender Mehrheit vor zwei Wochen wiedergewählt wurde, zitiert angesichts weiter steigender Zahlen in einer Videobotschaft vom 31. März Staatschef Emanuel Macron mit den Worten »Wir sind im Krieg.« Wie überall in Frankreich gibt es eine allgemeine Ausgangssperre, die auch Parks und Wälder umfasst. Wer die Wohnung verlässt, muss eine Bescheinigung dabei haben, auf der der Grund für den Aufenthalt vermerkt ist, wozu die dringend notwendigen Erledigungen wie Einkauf, Arzt- oder Apothekenbesuch gehören. Spazierengehen und Joggen ist innerhalb des Radius von einem Kilometer der Wohnung erlaubt, auch hier ist die Adresse per Bescheinigung nachzuweisen.
Auf den Websites der Gütersloher Partnerstädte gleichen sich die Informationen zu den getroffenen Maßnahmen: Hinweis auf Verordnungen, Vorsorge- und Hygienemaßnahmen und Kontaktadressen bestimmen zurzeit das Bild auch in Grudziadz (Polen), Broxtowe (Großbritannien) und Falun (Schweden). Auch aus dem russischen Rshew erreichen uns Informationen, die von umfassenden Einschränkungen berichten: Ausgang nur für notwendige Einkäufe, das Ausführen von Hunden nur in einem sehr begrenzten Radius in der Wohnungsumgebung.
Auch im schwedischen Falun gibt es weitgehende Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens. Dazu gehört, dass Schulen geschlossen sind und der Unterricht online stattfindet, dies offensichtlich nach einheitlichen Vorgaben, so lässt sich zumindest aus der städtischen Website herauslesen. Insgesamt geht Schweden – auch das spiegelt sich auf der Website von Falun wider – einen Weg, der ältere Menschen und Menschen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko Kontaktverzicht verordnet, Veranstaltungen mit weniger als 50 Teilnehmern sind aber offensichtlich auf Basis einer Risikobewertung noch erlaubt. In Grudziadz (Polen) greifen die verschärften Maßnahmen der Regierung. Wie bei uns sind Geschäfte, Gastronomie und Hotellerie geschlossen, für Senioren über 65 Jahren sind von 10 bis 12 Uhr jeweils besondere Einkaufszeiten in Lebensmittelgeschäften und Apotheken vorgesehen.
»You must now stay at home« – »Sie müssen jetzt zuhause bleiben,« heißt es auf der Website der britischen Partnerstadt Broxtowe. Aufgezählt werden hier die ausschließlichen Anlässe, um das Haus zu verlassen: zur Arbeit zu gehen – als Mitarbeitende in einer »Schlüsselposition«, für notwendige Einkäufe, für Fitness draußen (einmal am Tag), für Pflege und Unterstützung kranker Menschen und für medizinische Hilfe.
Abgesagt beziehungsweise verschoben worden sind seit März auch geplante Besuche aus und in den Partnerstädten, etwa des Seniorenbeirats aus Grudziadz und die Vorbereitung der nächsten gemeinsamen Ausstellung von Châteauroux und Gütersloh. Bürgermeister Henning Schulz hat sich in einem Brief an seine Kollegen aus den Partnerstädten gewandt und für Gemeinschaft und Austausch auch in dieser Zeit plädiert: »Noch vor wenigen Wochen sind wir mit großer Zuversicht in das Jahr 2020 gestartet, insbesondere mit der Vorfreude, weitere Projekte mit unseren Partnerstädten zu planen und umzusetzen und uns mit unseren Freunden zu treffen. Nun ist alles anders…Eines eint uns jedoch umso mehr: Wir alle sind in derselben Weise betroffen und können nur durch gemeinschaftliche Anstrengungen diesen unsichtbaren Gegner bezwingen.«