Wer über den Kauf eines Autos nachdenkt, muss zunächst einmal die Frage klären, ob es ein Neu- oder Gebrauchtwagen sein soll. Knapp drei Viertel der Deutschen geben dabei einem Gebrauchten den Vorzug. Gleichzeitig gibt es aber auch Bedenken: Auf Platz 1 rangiert mit 87 Prozent die Sorge, dass der Wagen versteckte Mängel haben könnte1. Grund genug für TÜV NORD, einige Tipps zum sorgenfreien Erwerb eines sicheren Gebrauchten zu geben. Wer die Wahl hat, hat die Qual Was darf es sein? Ein kompakter Spritsparer für die City, ein Kombi mit viel Raum für die frischgebackene Kleinfamilie oder doch lieber etwas Sportliches? Was auch gesucht wird, auf dem Gebrauchtwagenmarkt wird man sicher fündig, denn das Angebot an unterschiedlichen Marken und Modellen ist riesig. Bevor man seine Auswahl trifft, kann es nicht schaden, sich einen ersten Überblick über wahrscheinliche Mängel zu verschaffen. Nicht alle Modelle sind gleich zuverlässig und haben nach einigen Jahren mit mehr oder weniger großen Schwierigkeiten zu kämpfen. »Wenn ein Auto den Besitzer wechselt, ist es im Schnitt sechs Jahre alt. In dieser Zeit kann viel passieren«, weiß Stephan Schmidt, Leiter der TÜV-Station Gütersloh. Hier bietet es sich an, in Internetforen Erfahrungsberichte zu lesen oder Profis im Bekanntenkreis zurate zu ziehen. »Eine gute Informationsquelle ist auch der jährliche TÜV-Report, den wir gemeinsam mit anderen TÜV erstellen«, so der TÜV-Experte. In dem Sonderheft kommen alle Erkenntnisse aus bundesweit Millionen von Hauptuntersuchungen zusammen. Es werden die häufigsten Probleme angezeigt und wann sie in der Regel auftreten. So sieht man auf einen Blick, mit welchen Mängelerscheinungen man bei welchem Modell rechnen muss. Der TÜV-Report erscheint jedes Jahr im Herbst und ist dann an allen TÜV-Stationen sowie im Zeitschriftenhandel erhältlich. Der erste Check per Augenmaß Ist ein interessanter Gebrauchtwagen gefunden, sollte man einen Termin vereinbaren, um ihn sich in Ruhe anzuschauen. Es ist ratsam, im Vorfeld eine Checkliste von den Aspekten anzulegen, die man überprüfen möchte. Vorlagen hierfür gibt es auf den Internetseiten von Automobilclubs oder auf tuev-nord.de. Vor Ort wird als Erstes geprüft, ob die fünf wichtigsten Papiere vorhanden sind: Fahrzeugschein, Fahrzeugbrief, der letzte HU-Bericht, Erstkaufvertrag und Inspektionsscheckheft. Ist diese Hürde genommen, folgt der Rundgang ums Auto, um zu sehen, ob es Beulen, Verfärbungen oder Kratzer an Karosserie und Stoßstangen gibt. Auch wenn ein Verkäufer beteuert, dass der Wagen unfallfrei sei, beim Spaltmaß von Türen, Kofferraum und Motorhaube sollte man ganz genau hinsehen: Ist der Abstand der geschlossenen Tür zum Kotflügel nicht durchgängig gleich groß, deutet dies auf eine verzogene Karosserie hin. »Das ist ein sicheres Indiz dafür, dass der Wagen einen größeren Crash hinter sich hat. Manchmal werden vom Vorbesitzer nur die kosmetischen Schäden ausgebessert und versteckte Mängel bleiben bestehen. Dann kann der Wagen schon in kurzer Zeit zur Kostenfalle werden«, sagt Schmidt. Wichtig ist auch der Zustand von Scheinwerfern und Rückleuchten. Hier versteht der Gesetzgeber bei Beschädigungen keinen Spaß. Die Fahrzeugbeleuchtung muss jederzeit einwandfrei sein, das heißt frei von Steinschlägen, Rissen oder Feuchtigkeit im Gehäuse. Andernfalls könnte das Licht falsch gebrochen werden und in der Dunkelheit andere Verkehrsteilnehmer blenden. Wer hier Schäden findet, muss Reparaturkosten einkalkulieren. Innenraum und Probefahrt Im ersten Teil des Gebrauchtwagen-Ratgebers erklärte Stephan Schmidt, Leiter der TÜV-STATION Gütersloh, wie man Angebote auswählt und welche Checks man außen vornehmen sollte. Im zweiten Teil geht es um den Innenbereich und die Probefahrt. Der Blick in den Innenraum Wenn der Außenbereich des Fahrzeugs ausreichend überprüft ist, wird es Zeit, sich den Innenraum näher anzuschauen. Beim Öffnen der Türen gilt der erste Blick den Dichtungen: Wenn der Gummi porös ist, müssen sie getauscht werden, ansonsten kann bei nassem oder kaltem Wetter Feuchtigkeit im Innenraum entstehen. Im schlimmsten Fall führt das zu Schimmel. Polster, Bodenbeläge und Himmel sollten sauber, trocken und in gutem Zustand sein. Auch sämtliche Systeme sollten einmal ausprobiert werden: Funktionieren Abblend- und Fernlicht, Blinker und Warnblinkanlage? Auch Scheibenwischer, Hupe, Heizung und die Gurte sollte man einmal überprüfen. Das gilt auch für Fahrzeugextras, wie Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Navigationssystem oder Sitzheizung. Zudem sollte man checken, welches Zubehör laut Handbuch vorliegen sollte oder ob beim Erstkauf Sonderzubehör miterworben wurde. Ist das Reserve- oder Notrad noch vorhanden und in gutem Zustand? Wie steht es eventuell um den Wagenheber? Ist das Zubehör noch gebrauchsfähig? Die Probefahrt inklusive Vertrauens-Check Der wichtigste Bestandteil beim Gebrauchtwagenkauf ist die Probefahrt. Es ist die beste Methode, um herauszufinden, ob das Fahrzeug zu einem passt und eventuell versteckte Mängel hat. Diese sollte man mit dem Verkäufer im Vorfeld vereinbaren und Dauer sowie Kilometer und eventuell Spritkostenbeteiligung festlegen. Dabei sollte ausreichend Zeit eingeplant werden, um nicht nur eine Spritztour durch die City zu machen. Der Wagen sollte richtig warmgefahren und auch auf der Landstraße und auf der Autobahn ausprobiert werden, um ihn richtig kennenzulernen. »Am besten bleibt das Radio während der Fahrt aus. So kann man besser feststellen, ob der Wagen verdächtige Geräusche macht«, weiß der Stationsleiter. Schäden, die schon beim ersten Rundgang festgestellt wurden, sollten vor Fahrtantritt unbedingt schriftlich festgehalten werden. So vermeidet man, im Nachhinein von einem unseriösen Verkäufer dafür verantwortlich gemacht werden zu können. »Handelt es sich allerdings um eindeutige Sicherheitsmängel wie abgefahrene Reifen oder Schäden an der Beleuchtung, sollte man lieber von der Fahrt zurücktreten. Denn selbst wenn nichts passiert, kann man als Fahrer für die Mängel mit einem Bußgeld und Punkten in Flensburg belangt werden«, so Schmidt. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann die Probefahrt nutzen, um einen VertrauensCheck bei TÜV Nord machen zu lassen. Die TÜV-Experten kontrollieren mehr als 80 Prüfpunkte, um mögliche Mängel und in Zukunft auftretende Probleme zu identifizieren. »Wir können sehr genau feststellen, in welchem Zustand der Gebrauchtwagen ist. Ganz wichtig ist dabei der Blick auf den Unterboden. Er sagt viel über den allgemeinen Zustand aus, weswegen wir ihn sehr genau in Augenschein nehmen«, sagt der TÜV-Experte. Mängel, die hier auftreten, können absolute K.O.-Kriterien für ein Fahrzeug sein. Am Ende erstellen die Prüfer ein neutrales Gutachten und treffen eine Aussage über den tatsächlichen Zustand des Gebrauchtwagens. »Das trägt zu einem fairen Geschäft für beide Seiten bei und gibt dem Käufer ein gutes und sicheres Gefühl bei seinem neuen Gefährt«, so Schmidt. Termine können unter der kostenlosen Service- Nummer (0800) 8070600 vereinbart werden. Mehr Informationen unter tuev-nord.de oder an der nächsten TÜV-Station. TÜV Nord Gütersloh wünscht allen jetzigen und zukünftigen Fahrzeughaltern viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Gebrauchtwagen und unterstützt gerne in allen Fragen rund um Sicherheit und Mobilität. Über die TÜV-Nord-Group Vor 150 Jahren gegründet, stehen wir weltweit für Sicherheit und Vertrauen. Als Wissensunternehmen haben wir die digitale Zukunft fest im Blick. Ob Ingenieurinnen, IT-Security-Experten oder Fachleute für die Mobilität der Zukunft: Wir sorgen in mehr als 70 Ländern dafür, dass unsere Kunden in der vernetzten Welt noch erfolgreicher werden. Mehr Informationen unter www.tuev-nord-group.com …