Gütersloh (gpr). Die Mehlschwalben haben es ihnen angetan. Die Frühlingsboten, die treu an ihren Geburtsort zurückkehren, und die Freude machen, wenn man sie beobachten kann, sind dem Drei-Mann-Team – bestehend aus Horst Domass, Helmut Gierhake und Jörg Großjohann - so wichtig, dass sie einen großen Teil ihrer Freizeit für den Bestand und den Erhalt dieser Vögel einsetzen. An 75 Standorten in Gütersloh haben sie in enger Kooperation mit dem Fachbereich Umweltschutz 150 Nistkästen angebracht. »Schwalbennisthilfen kann man nur dort montieren, wo bereits Bestand ist«, sagt Horst Domass. Der Hof Neuhaus an der Buschstraße ist so ein Ort. »Von den 22 Nestern ist etwa die Hälfte belegt«, freut sich Landwirt Heinrich Neuhaus. In seinem Kuhstall fühlen sich auch die Rauchschwalben heimisch. »Dort ist es muckelig warm und auch wenn es draußen kalt ist, finden die Tiere im Stall noch genügend Nahrung«, sagt Heinrich Neuhaus. Der Landwirt war für das Anliegen der Vogelschützer schnell zu begeistern und unterstützte das Anbringen der Nisthilfen auf seinem Hof.
Die Mehlschwalbe, die sich von Fliegen, Mücken und Larven ernährt, ist in der roten Liste als gefährdete Art eingestuft. In Gütersloh gibt es nach einer Bestandsaufnahme aus dem Jahre 2012 noch 300 Brutpaare. Da die Mehlschwalben durch die glatten Fassaden in Neubauten oder nach Renovierungen immer weniger geeignete Nisthilfen finden, ist das Angebot von Kunstnestern eine wirkungsvolle Schutzmaßnahme. »Es hilft auch, kleine Lehmpfützen anzulegen, in denen Mehlschwalben geeignetes Nistmaterial finden«, sagt Neuhaus. Auch die Rauchschwalbe ist in ihrem Bestand gefährdet. »Wegen Umbauten, die die Einflugnischen in den Scheunen und Ställen verschließen, aber auch durch das Höfesterben«, sagt Helmut Gierhake. Ein Schutz sei nur möglich, wenn die Brutmöglichkeiten in den Hofstellen erhalten würden.
Das Dreier-Team hat sich bei Naturschutzeinsätzen auf dem Hof Kröning zusammengefunden. Ob das Beschneiden von Kopfweiden oder das Anlegen von Schmetterlingspflanzen: Man ist gern für den Naturschutz im Einsatz und besonders für die Vögel. »Das sind faszinierende Tiere«, sagt Horst Domass. »Es macht Spaß, sie zu beobachten.« Das Montieren der Nistkästen bietet darüber hinaus Einblicke in viele Hofstellen. »Man trifft interessante Menschen, lernt Leute kennen«, sagt Gierhake. Wir kommen auf Hofstellen, die man ansonsten nie zu sehen bekäme, so Domass. Und das Montieren ist ein kleines Abenteuer. Wenn der Hubsteiger kommt, ist Konzentration angesagt. Manchmal auch in schwindelerregender Höhe, im Kirchturm, wo direkt neben den Glocken gearbeitet wird und man durch kleine Luken kriechen muss, um den passenden Standort für den Nistkasten zu erreichen.
Auch wenn die Naturschützer den Mehlschwalben Alternativen anbieten können, so hat die Natur doch ihren eigenen Kopf. »Während die Nistkästen in einem Haus angenommen werden, können die Nistkästen im Nachbarhaus verschmäht bleiben«. »Man steckt nicht drin«, sagt Helmut Gierhake. Aber das Team will dran bleiben. Sie freuen sich bereits auf ihren nächsten Einsatz.
Gütersloher Artenkorb
Die Mehlschwalbe ist eine von 66 Tier- und Pflanzenarten, die im Gütersloher Artenkorb insgesamt sieben Lebensräumen zugeordnet sind. Ausführliche Informationen zu diesen 66 Arten sind unter www-guetersloh.de zu finden. Jeder Steckbrief von Tier oder Pflanze soll dazu ermuntern, sich für den Erhalt zu engagieren.